Originaltitel: WHAT WE DID ON OUR HOLIDAY

GB 2014, 96 min
FSK 6
Verleih: Tobis

Genre: Tragikomödie, Schräg

Darsteller: Rosamunde Pike, David Tennant, Billy Connolly

Regie: Andy Hamilton, Guy Jenkin

Kinostart: 20.11.14

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Ein Schotte macht noch keinen Sommer

Familie vom Wahnsinn umzingelt

Daß diese Reise schräg wird, steht von Beginn an fest: Jess läßt sich nicht davon abbringen, Norman und Eric mitzunehmen – ihre klobigen Lieblingssteine. Ganz klar, daß Kind hat Charakter, was auch nicht verwundert bei den impulsiven Eltern. Doug und Abi haben sich gerade getrennt, aber trotz heftiger Zick- und Plärrattacken ist da noch etwas, und gerade wegen Großvaters 75. Geburtstag will man den Schein wahren. Sohnemann Mickey ist schwer mit Odin und seinen Mannen beschäftigt, aber weil Lottie, Dougs und Abis großes Mädchen, ein hochsensibles Kind ist, das alle Unwägbarkeiten sofort in ein Büchlein schreibt, darf der Zuschauer sich freudvoll zurücklehnen, denn dieser Film wird auch zu einem Exkurs über die Schwierigkeit der Lügen. Klar, es gibt solche, die allein aus Rücksicht gemacht werden, eben jene über die des ehelichen Friedens, nur damit sich der erkrankte Großvater nicht unnütz sorgt.

Nach ewigem Stau kommt die Familie in Schottland endlich an. Und wir sehen: Der Wahnsinn Familie hat Tradition. Dougs konträrer Bruder Gavin, penibel und geldversessen, läuft zu Hochform auf, weil er dem Vater ein Fest sondergleichen organisieren will, dafür seinen schüchternen Sohn anraunzt, seine psychisch eh leicht derangierte Frau tyrannisiert und für die im Vergleich unkonventionell lebende Sippe nicht viel mehr als Verachtung übrig hat. Ruhepol in diesem Käfig voller Narren ist der altersweise Gordie, der es sich nicht nehmen läßt, mit den Enkeln zum Strand auszubüxen ...

EIN SCHOTTE MACHT NOCH KEINEN SOMMER ist ein hochsympathischer Film über nur allzu menschliche Schwächen, er trifft die Balance aus anrührenden Szenen, weil Familie eben oft auch weh tut, teils deftigem Witz („Setzt man bei Familienfesten Bulimiker lieber ans Büffet oder in Toilettennähe?“) und wunderbar kindlichem Ungehorsam, wozu gehört, daß Mickey dem Onkel schon mal die Haltung seines Papas verrät: Banker sind Abschaum.

Ganz undidaktisch, aus den Figuren heraus werden lebenskluge Empfehlungen gegeben, wozu auch gehört, daß man mehr leben als denken sollte, das Rumnörgeln am Anderen bringt wenig, da man ihn doch genau deswegen liebt, weil er eben so ist, wie er ist. Und daß sich der Film neben aller Komik auch vor unbequemen Fragen wie der nach Verlust und Trauer nicht scheut, spricht ebenso für ihn.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.