Originaltitel: NANNY MCPHEE

GB 2005, 97 min
Verleih: UIP

Genre: Fantasy, Kinderfilm, Literaturverfilmung

Darsteller: Emma Thompson, Colin Firth, Thomas Sangster, Angela Lansbury

Regie: Kirk Jones

Kinostart: 09.02.06

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Eine zauberhafte Nanny

Stänkern für Fortgeschrittene

"Wenn ihr mich braucht, aber nicht mehr wollt, dann muß ich wohl bleiben. Wenn ihr mich wollt, aber nicht mehr braucht, dann muß ich gehen." Was wie die Drohung einer bizarren Beziehung klingt, ist Nanny McPhees Versprechen an die sieben Brown-Kinder. Die Rabauken haben bisher 17 Kindermädchen aus dem Haus und ihren Vater damit an den Rand der Verzweiflung getrieben, als aus dem Nichts besagte Nanny auftaucht, mit Knollnase, Warzengesicht und einem geheimnisvollen Stock, der bei Berührung mit dem Fußboden Magisches bewirkt. Sie ist immun gegen wüste Streiche und wird den Kindern Höflichkeit und Anstand beibringen, vor allem aber, wie man seinen Grips gebraucht und zwischen Recht und Unrecht unterscheidet. Auch Papa Brown steht eine Lektion bevor. Zwar mag seine Suche nach einer neuen Frau nur zum Besten sein für die Familie, droht doch die schreckliche Tante ansonsten alle Finanzhilfe zu streichen. Leider ignoriert er dabei sträflich, daß die neue Mrs. Brown auch eine gute Mama sein sollte.

Vergessen sie altklügelnde Kids aus dem Kästnerschen Universum und nervtötende Bälger aus Vorabendsendungen - die Brown-Kinder würden selbst die grauenhafte "Supernanny" um ihren militärischen Verstand bringen. Dabei sind sie nicht grundsätzlich bösartig, vielmehr fehlt ihnen seit dem Tod der Mutter auch die väterliche Zuwendung. Emma Thompsons Drehbuch nach den erfolgreichen "Nurse Mathilda"-Büchern von Christianna Brand ist wunderbar überdreht, makaber und "very british".

Vor einigen Jahren renovierten die Briten ihr Bildungssystem und ihre Vorstellungen von Erziehung und sind zu Recht stolz darauf. Entsprechend hat bei diesem Kinderspektakel der pädagogische Zeigefinger Urlaub. Nanny McPhee, die sich als Kindermädchen der Regierung vorstellt und nicht in die Karten schauen läßt, verbietet nichts. Vielmehr fordert sie gezielt die Eskalation heraus, damit die Brown-Kinder aus eigenen Fehlern lernen und begreifen, daß jede Handlung Konsequenzen hat. Da kann gern gestänkert werden, um Papas geldgierige Verehrerin nach allen Regeln der Kunst in die Flucht zu schlagen, aber bitte mit Stil! Dennoch braucht Mr. Brown eine neue Frau, und so müssen die Kinder allerhand Grips und Mut aufbringen, ehe ein hemmungslos gefühlvolles Finale die Familie vereint und im Publikum Herzen überlaufen läßt.

[ Roman Klink ]