Originaltitel: FAIR GAME

USA 2010, 105 min
FSK 12
Verleih: Tobis

Genre: Polit, Thriller, Drama

Darsteller: Naomi Watts, Sean Penn, Anand Tiwari

Regie: Doug Liman

Kinostart: 25.11.10

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Fair Game

Vom Tappen in die Moralisten-Kintopp-Falle

Es war ein Skandal, der seinesgleichen suchte, und der ein bitteres Licht auf das geistige Klima eines Landes warf, das sich, weidwund und selbstgerecht, in einen „Krieg gegen den Terror“ stürzte, dem es zunehmend auch die eigenen moralischen Tugenden zu opfern bereit war. Und wenn es sein mußte, nicht nur die, sondern auch Menschen, die aus ganz verschiedenen Gründen Vorbehalte hatten, und seien es nur welche gegen bestimmte Aspekte dieses Krieges.

Im Jahr 2002 stößt die hochrangige CIA-Agentin Valerie Plame im Rahmen ihrer Recherchen auf handfeste Indizien, die nahelegen, wenn nicht beweisen, daß die Behauptung (und/oder Befürchtung), der Irak verfüge über Massenvernichtungswaffen, jeglicher Grundlage entbehre. Zur offiziellen politischen Linie der Bush-Administration paßt das nun ganz und gar nicht. Der Krieg gegen Saddam ist beschlossene Sache und nicht mehr zu verhindern. Valeries Ehemann, ein ehemaliger Botschafter, ist entsetzt, als die USA den Irak bombardieren. Die Erkenntnisse seiner Frau macht er öffentlich. Die Folgen, vor allem für Valerie, sind fatal. Mit einer lancierten Indiskretion läßt man im Namen politischer Notwendigkeiten ihre Tarnung auffliegen. Wissend, daß das nicht nur ihre Karriere beendet, sondern auch ihr Leben und das ihrer Familie gefährdet.

Stoff für einen Polit-Thriller. Stoff für ein Drama. Doug Liman hat sich mit FAIR GAME an beidem versucht. Das erste Problem dabei: Der Film kommt im Grunde zu spät. Der Skandal ist immer noch einer, aber ihm fehlt die Schärfe der Aktualität. Und das zweite Problem: Liman, der es bei DIE BOURNE IDENTITÄT krachen ließ, erwies sich für ein Sujet, das subtil Doppelbödigkeiten vibrieren lassen muß und ein Erzählen des kühlen Analysierens einfordert, als der Falsche. FAIR GAME scheitert an einer grundlegenden Krankheit des Gegenwarts-US-Politthrillers: Der Film moralisiert sich um seine Wirkung. Er ist zu hehr, er ist zu wohlmeinend. Wo die Irritation moralischer Grautöne und verwischender Grenzen walten müßte, herrschen hier klare Fronten. Aber ein Politthriller ist eben kein Action-Kracher. Hätte Liman vielleicht mal jemand sagen sollen.

So ist FAIR GAME ein Film geworden für all jene, die es schon immer wußten. Eine kleine cineastische Empörung, fest verankert auf der richtigen Seite der Moralskala. In seiner Aussage so überraschend wie eine Käßmann-Predigt.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.