D 2024, 98 min
Verleih: Port au Prince

Genre: Thriller, Drama

Darsteller: Louis Hofmann, Franz Pätzold, Canan Kir

Regie: Damian John Harper

Kinostart: 03.07.25

Frisch

In der Ruhrpott-Hölle

Auf die Coolneß dieses Films ist man kaum vorbereitet. Es ist nicht so, als hätte man das Talent von Damian John Harper nicht schon früher erkennen können, vor allem in dem Rachedrama IN THE MIDDLE OF THE RIVER von 2018. Doch in seinem neuen Thriller legt der gebürtige US-Amerikaner und ehemalige Regiestudent an der Münchener HFF noch einmal eine ganz andere inszenatorische Klasse an den Tag.

Harper verfolgt in FRISCH den eskalierenden Konflikt zweier Brüder im Prekariat. Mirko, gewalttätig, kehrt aus dem Knast zurück. Kai, inzwischen Familienvater, hat das Geld des anderen ausgegeben und soll nun dafür büßen. Wie also schnell an Kohle kommen? FRISCH beweist Mut zum ästhetischen Schmutz, zur Rotzigkeit und Mundart. Letztere scheut auch nicht das unverständliche Gebrabbel jenseits des geschliffenen deutschen Dramensprechs, um dieser hoffnungslosen Filmwelt Leben einzuhauchen. Und wann gelingt schon ein Schauplatzwechsel so spannend?

Harper, sowohl für Regie als auch Drehbuch verantwortlich, hat den Plot von Mark McNays Romanvorlage von Glasgow in das Ruhrgebiet verlegt. Sein Deutschland-Porträt wird zum regelrechten Gruselkabinett aus Blümchentapeten, verqualmten Kneipen, blutigen Schlachthausszenen, Armut, Drogen und Westernklischees aus dem Fernsehen, die sich als verklärende Mythen über den Alltag legen. In den miefigen, stimmungsvollen Bildern wird es dabei selten hell. Das künstliche Licht, das die schummrigen Räume nachts in wenige bunte Farben taucht, löst die Sonne ab. Und wenn sich der Film zum Tageslicht zurückarbeitet, hat die verlorene und verwehrte Freiheit nur ein paar ihrer beklemmenden Kulissenteile gewechselt.

[ Janick Nolting ]