D 2011, 95 min
FSK 6
Verleih: Disney

Genre: Komödie, Klamotte

Darsteller: Diana Amft, Alexander Beyer, Tom Wlaschiha, Sylvester Groth

Regie: Christine Hartmann

Kinostart: 23.08.12

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Frisch gepreßt

… und trotzdem gärig

In welchem Jahr leben wir gleich? Manchmal zweifelt man, kurz nur, für den Bruchteil einer Sekunde. Etwa, wenn man einen Film wie diesen sieht. Der erzählt von Andrea Schnidt (Ja, Schnidt, nicht Schmidt, lustig, oder?) die ist Single, mag als emanzipierte Frau selbstredend keine Kinder und hat einen Dessous-Laden, in dem sie Eigenkreationen verkauft. Die Geschäfte gehen schlecht, aber das wirkliche Problem ist ein anderes. Achtung, Trommelwirbel, denn jetzt kommt’s: Andrea ist nämlich schwanger. Ha! Grad die! Und der Trommelwirbel schwillt an, die Spannung steigt. Welch’ Salto mortale der Fabulierkunst wird jetzt noch eins drauf setzen? Lüften wir das Rätsel: Andrea ist, wie gesagt, schwanger – aber sie weiß nicht, von wem!

Boah! Ist das nicht der Wahnsinn? Diese Andrea, die in einer Nacht total besoffen mit ihrem schwerreichen, dandyhaften Jugendschwarm Gregor vögelte und wenig später mit dem idealistischen und treubraven Jungjuristen Andreas (Der kann sogar aus „Der kleine Prinz“ zitieren, goldig, oder?) weiß nicht, wer denn jetzt der Papa ist, und ob sie denn überhaupt Mutti sein kann und will, weil sie doch eigentlich eine selbstbewußte, emanzipierte Frau ist.

Zumindest behauptet das allenthalben dieses teutonische Lustspiel. Was nicht darüber hinwegtäuscht, daß FRISCH GEPRESST auf jenem Mist wächst, auf dem die meisten teutonischen Lustspiele seit je eben wachsen: auf dem Mist des UFA-Humors. Schnarrig, muffig und bieder ist der. Und gerade heute, 2012 nämlich, auch wieder ein Indiz dafür, daß ein Volk, das in rappelvollen Stadien zwar keinem debil bellenden Reichskanzler mehr, aber dafür einem debil greinenden Comedian zujubelt, zwar politisch gereift sein mag, bezüglich des Humorlevels aber immer noch im Infantilitätsstechschritt marschiert. Das schmerzt umso mehr, wenn man bedenkt, daß das alte Jahrhundert ja auch das der Screwball-Komödie war. Filme mit wirklichem Humor, mit wirklich selbstbewußten, scharfzüngigen Frauen. In einschlägigen deutschen Schwänken gingen die allerdings eher selten um, da blieb die Frau immer Mutti, und die steckte wenigstens mental immer in der Schürze. Auch wenn sie etwa einen Dessous-Laden führt.

FRISCH GEPRESST ist von einer selbstgefälligen Spießigkeit, die mit der handwerklichen Plumpheit der Inszenierung bestens harmoniert. Erzählerisch eine totale Fehlgeburt. Die erleidet Andrea natürlich nicht. Und wer der Papa wird? Blöde Frage.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.