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Gangster No. 1

So sexy kann Verbrechen sein

Er will auf jeden Fall dazugehören. Der junge Gangster drückt sich im London Ende der 60er Jahre ziellos durch die miefigen Gassen, bis er ihn endlich trifft: Freddie Mays, die Ganovenlegende, der Ledernacken, der Schlächter von Mayfair mit hübsch funkelnden Manschetten, der vor niemanden Angst hat und den alle fürchten. Gangster und Killer-Freddie mögen sich sofort, so daß der mordende Nachwuchs schnell zu Freddies Gang gehört. Er übernimmt die brutalsten Aufträge, beherrscht die Unterwelt mit gnadenloser Faust, daß selbst der Oberguru Freddie wie ein Chorknabe erscheint. Gangster ist fasziniert von der Welt schneller Autos, noch schnellerer Pistolen, seidener Tücher und gutsitzender Anzüge. Der Streß zwischen ihm und Freddie beginnt allerdings, als die schöne Karen, eine laszive Nachtklubsängerin, in ihr Leben drängt. Gangster hat Böses vor, sehr Böses...

So sexy kann Verbrechen sein! Gangster bewegt sich mit seinem scheinbar harmlosen Internatszöglingsgesicht und der Sanftheit einer Gazelle durch die gestylte Szenerie aus nebelumschwadeten Nachtklubs, Plastikinterieur und Mustertapete. Es wird erpreßt, getötet, intrigiert - so lang der Anzug sauber bleibt. Trotz der heftigen Gewalt, die stets authentisch und nicht pseudo-provokant scheint, macht dieser Trip durch das wüste und sittenlose London jener Zeit tierisch Spaß. Das liegt vor allem daran, daß Regisseur McGuigan einen ausgeprägten Sinn für Humor hat und sich bewußt gegen Tarantinos Erzählweise sträubt und seine fehlbaren Killer eben nicht pausenlos über Sinn und Unsinn von Gewalt palavern läßt. Seine zweite Regie-Arbeit nach THE ACID HOUSE ist ein beinharter, unterhaltsamer und kompromißloser Thriller erster Klasse.

Originaltitel: GANGSTER NO.1

GB/Irland/D 2000, 102 min
Verleih: Senator

Genre: Gangster

Darsteller: Malcolm McDowell, David Thewlis, Paul Bettany

Regie: Paul McGuigan

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.