Originaltitel: GENERATION WEALTH

USA 2018, 106 min
FSK 16
Verleih: jip

Genre: Dokumentation

Regie: Laura Greenberg

Kinostart: 31.01.19

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Generation Wealth

Be Careful What You Wish For ...

Der weise, alte, manchmal ganz lustige Harald Martenstein hatte in seiner letzten Kolumne im „Zeit-Magazin“ den Unterschied zwischen deutschem und amerikanischem Neid verhandelt, wobei grob herauskam, daß der reiche Amerikaner den Seinen als Vorbild gilt, während der deutsche Reiche von den Deutschen als jemand gesehen wird, der ihnen etwas weggenommen hat. Als passende Diskussionsvorlage haben wir jetzt den Film zum Thema im Kino.

Laura Greenberg, Fotografin und Filmemacherin, beschäftigt sich darin hauptsächlich mit den sogenannten Superreichen. Und solchen, die es sein wollen. Das Gucken macht so viel Spaß, wie Trumps Twitternachrichten, auch so eine Art Kolumne eines alten weißen Mannes, parallel zur „Vogue“ zu lesen: Wir reden hier von richtig gut fotografiertem Trash gepaart mit konservativem turbokapitalistischem Glamour.

Ob Sie auch neidisch werden dabei, müssen wir dann mal sehen. Jedenfalls darf man die berühmte Siegel-Villa, die dem Schloß von Versailles nachempfunden worden war, von innen sehen und der Fame-Geschichte eines Pornosternchens lauschen – berühmt wurde sie auch, weil 59 Typen ihr nacheinander in einem Fitneßstudio ins Gesicht ejakulierten. Dann redet ein Experte über unsere „pornofizierte Kultur“, Bret Easton Ellis steuert was über Narzißmus bei, und chinesische Frauen üben in überteuerten Seminaren, „Dolce & Gabbana“ auszusprechen. Ohne Erfolg. Es rieseln Tausend-Dollar-Noten auf die nackten Ärsche von Stripperinnen. Und immer so weiter.

Greenberg lotet aber auch selbstreflexiv ihre eigene Obsession aus, schließlich ist sie seit 25 Jahren dabei, der Dekadenz nachzujagen. Selbst ein Workaholic, hat sie sich in ihrer Arbeit immer schon mit Eßstörungen, Schönheits-OPs und dem Drang nach Ruhm beschäftigt. Sie war mittendrin mit ihrer Kamera, hat die blutjunge Kim Kardashian, heute Leitfigur von Millionen, aber auch die superhübsche Homecoming Queen, die sich wegen ihrer Schönheit in die It-Crowd „einkaufen“ konnte, fotografiert.

Greenberg liebt den Exzeß, sie ist eine intelligente Voyeurin mit anthropologischem Ansatz, die weiß, wann sie den Auslöser betätigen muß. Sie entscheidet sich aber, die moralische Karte zu spielen, statt ihrem Material zu vertrauen, und stimmt eine mehr als offensichtliche „Geld-macht-nicht-glücklich-Hymne“ an. Wir vermuten ein Ablenkungsmanöver für die Neidischen. Schließlich hat Amazon den Film produziert.

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...