D 2010, 96 min
FSK 0
Verleih: Universum

Genre: Dokumentation, Poesie

Stab:
Regie: Larissa Trüby
Drehbuch: Larissa Trüby

Kinostart: 21.04.11

Noch keine Bewertung

Glücksformeln

Pech gehabt: Doku mißlungen

Wer tief in Omas Sprichwort-Kiste wühlt, stößt auf allerhand mehr oder weniger kluge Sprüche. Unter anderem „Das Glück macht aus Bettlern Könige und aus Königen Bettler“, aber Vorsicht: „Zu großem Glück ist nicht zu trauen“, denn „Das Glück ist ein Rindvieh und sucht seinesgleichen!“ Toll, aber kann man das klarer umreißen? Dachte sich wohl auch Larissa Trüby und drehte darüber eine Doku.

Da kommen dann vom 11jährigen Jungen bis hin zum greisen Witwer alle möglichen Leute zu Gehör, um ihr privates Glück in Worte zu fassen. Das funktioniert weitgehend, man findet sich teils in den Aussagen wieder, steht auf Augenhöhe. Aber unsere geschickte Regisseurin will einiges mehr und scheucht gefühlte 29 Forscher vor die Kamera, welche das Sujet nun wissenschaftlich – sprich: klinisch kühl – beleuchten sollen. Und schon kommt es zu Problemen. Einerseits wissen diese Damen und Herren oft nicht viel mehr beizutragen als Sinniges à la „Arbeiten Sie in einem Beruf, der Ihnen Spaß macht“, Weisheiten also, die jeder Küchenpsychologe kennt. Außerdem grenzen die Aussagen manchmal schon an Fragwürdigkeit. Etwa dann, wenn einer der gelehrten Menschen tönt, selbst ein (ver-)hungernder Mensch im Slum könne großes Glück empfinden, sofern er nur seine Familie und Freunde um sich habe. Bei allem Respekt bleiben da dezente Zweifel. Und schließlich resultiert das stete Durchschleusen in Hektik, wirklich neue Themen (ein Ehepaar praktiziert zum Beispiel scheinbar erfolgreich das „Glücksprogramm“ NLP) werden bloß ganz kurz angerissen, und weiter geht’s. Bloß nicht trödeln! Hauptsache, der Film ist schön vollgepfropft, bis die nächste Intelligenzbestie zum x-ten Male erzählen darf, welche Bedeutung eine optimistische Lebenseinstellung hat.

Scheinbar ist Trüby selbst aufgefallen, daß man sich derart panisch keinem komplexen Thema widmen kann. Vermutlich zum beruhigenden Ausgleich blendet sie zwischendurch also positiv stimmende Bilder vom Himmel, Meer oder Gebirge ein. Immer und immer wieder – bis man jede Wolke quasi beim Vornamen kennt. Schön. So pittoresk. Aber völlig banal und beliebig.

Was demnach bleibt, ist das Gefühl, kein Stück klüger geworden oder auch nur irgendwie halbwegs gut unterhalten worden zu sein. Und der Beweis: „Das Glück haßt weise und gelehrte Leute, die mit Vernunft alle Dinge vermögen.“ Wir fügen noch ein „wollen“ hinzu.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...