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Go

Romeo & Julia auf existentieller Achterbahnfahrt

Name: Sugihara, genannt "Stupid." Herkunft: Korea. Lebend in: Japan. Eigene Identität: bislang verzweifelt gesucht. Zukunftsaussichten: mager. Nicht eben die besten Voraussetzungen, um sich als junger Mann im Alltag zu behaupten. Weswegen Sugiharas Existenz mehr einem Kampf ähnelt, welchen er gegen die ihn drangsalierende Umwelt, seine Eltern, vor allem aber sich selbst führt. Der Entschluß, auf eine rein japanische Schule zu wechseln, konfrontiert ihn mit blankem Ausländerhaß – Stupid läßt die Fäuste sprechen, gerät zur gefürchteten Respektsperson, gewinnt dennoch auch wenige Freunde und die Aufmerksamkeit von Sakurai. Das unangepaßte Mädchen nimmt ebenfalls eine Außenseiterrolle ein und fühlt sich ihm zugetan, woraufhin zarte Liebe erblüht.

Für kurze Zeit scheint also Harmonie in Stupids Existenz einzuziehen, doch wenig später fällt das Kartenhaus zusammen. Sugihara überwirft sich mit seiner Familie, Kumpel Jong-il stirbt beim Versuch, einer koreanischen Landsmännin zu helfen. Am härtesten trifft Stupid aber, daß Sakurai mit ihm bricht, indem sie die Worte ihres Vaters zitiert: Koreaner seien Menschen zweiter Klasse. Wieder einmal scheitert Stupid an den Repressalien bzw. Vorurteilen anderer – wie lange kann er noch damit umgehen? Und muß er wirklich akzeptieren, Sakurai verloren zu haben?

Führt man sich vor Augen, was in den letzten Monaten aus asiatischen Gefilden in die hiesigen Kinos wogte, wird man geradezu zwingend zur Auffassung gelangen, das Wort "Konvention" sei den dortigen Kreativen gänzlich unbekannt. Da wird sich vorbildhaft für Amerika und oftmals leider auch Europa konsequent über jegliche Grenze hinweggesetzt – GO bildet beim Wandeln auf diesen unzementierten Wegen glücklicherweise keine Ausnahme. Im atemberaubend wilden Mix aus Familiensaga, Rassismusdrama und Politikum verstört brachiale Gewalt, sorgt ruppiger Witz für befreiende Momente, reißt Videoclip-Ästhetik mit, machen distanzierte Emotionen schaudern.

Vor allem ist das mutige Werk jedoch eine Liebesgeschichte aus Sicht der No-Future-Generation, zudem nicht weniger als ein roher, aber trotzdem hoffnungsvoller Abgesang auf das, was man "Leben" nennt. Inklusive klarer Aussage: GO For It!

Originaltitel: GO

J 2001, 122 min
Verleih: REM

Genre: Drama, Polit, Liebe

Darsteller: Yôsuke Kubozuka, Kou Shibasaki, Shinobu Ootake, Tsutomu Yamazaki

Regie: Isao Yukisada

Kinostart: 13.02.03

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...