Originaltitel: A GOOD WOMAN

Spanien/I/GB/Luxemburg/USA 2004, 93 min
Verleih: Universum

Genre: Komödie, Literaturverfilmung

Darsteller: Helen Hunt, Scarlett Johansson, Tom Wilkinson

Regie: Mike Barker

Kinostart: 15.12.05

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Good Woman

Charmante Oscar-Wilde-Adaption

1930 an der Küste von Amalfi. Die High Society amüsiert sich zu Tode, Dekadenz und Zynismus werden großgeschrieben. Zutritt zu dieser Welt von bittersüßer Langeweile, eingebettet in eine herrliche Kulisse, begehrt Miss Erlynnes, eine alleinstehende Frau mit Vergangenheit und dem Wunsch nach einer gesicherten Zukunft.

Rachsüchtige amerikanische Ehefrauen haben soeben ihrer Karriere als Geliebte reicher Männer ein abruptes Ende bereitet, und nun sollen sich im Süden Europas neue Erfolge einstellen. Zunächst ist Miss Erlynnes schneller als ihr Ruf, und es gelingt ihr, bei dem jungvermählten und hochdotierten Robert Windermere Interesse zu wecken. Er mietet ihr eine Villa, stellt einen Scheck nach dem anderen aus und vernachlässigt seine junge Frau Meg, die inzwischen von dem arroganten Casanova Lord Darlington hofiert wird. Die Konstellation ist prekär, die Gerüchte nehmen ihren Lauf, und die Situation spitzt sich zu, als Meg ihren Mann der Lüge überführt ...

"Just another tragedy!" heißt es in einer Szene des Films, und das trifft auf Mike Barkers Adaption zu und auch wieder nicht, denn über GOOD WOMAN gilt es ein paar Worte mehr zu verlieren. Die Neuverfilmung des ersten Theaterstückes von Oscar Wilde "Lady Windermere’s Fan" glänzt mit durchweg guten Darstellern. Helen Hunt mimt die verruchte, geheimnisvolle Miss Erlynnes mit Bravour, was Scarlett Johansson als naives, liebendes und verletzliches Prinzeßchen allerdings etwas blaß wirken läßt. Um so erfreulicher, daß Mike Barker bei den Nebenrollen ein sicheres Gespür bewies. Verblüffend fast ist die Qualität der Dialoge, selbst in der Synchronisation. Hier wird wortgewandt getratscht und geklatscht, Doppelbödigkeit wird zur Kunstform in der Umgangssprache stilisiert. Wo jeder sein Fett weg kriegt, da findet der Überdruß seinen pointierten Ausdruck und ein Ventil, was den Zusammenhalt der Gesellschaft über eine Sommersaison hinweg rettet.

GOOD WOMAN ist Trauerspiel und Komödie zugleich. Bloß Lachen wird man ungleich mehr, auch wenn die reflektierten Lebensweisheiten freilich zuweilen schwächeln wie ihre dekadenten Verkünder. Die Zeiten aber haben sich schließlich geändert. Auch das trifft zu und auch wieder nicht. Wo Unwissenheit als Schlüssel zum Glück so anhaltend postuliert wird, kann man auch dieser Tage schon mal ins Grübeln geraten, wenigstens für eine Weile.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.