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Graveyard Of Honor

Vom Tellerwäscher zum Verbrecher

Viele glauben, der Tod sei erst der Anfang. GRAVEYARD OF HONOR kann durchaus als Beweis dieser These gelten, denn alles beginnt damit, daß ein Gefangener den Wärter überlistet und sich daraufhin in die Tiefe stürzt.

Sein Name war Ishimatsu. Er arbeitete in einer Spelunke, bis er einem Yakuza-Führer, also quasi dem japanischen Äquivalent zum sizilianischen Paten, das Leben rettete, welcher ihn zum Dank in die Sawada-Familie aufnahm. Damit begann Ishimatsus krimineller Aufstieg – zunächst vergewaltigte er die Kellnerin Chieko, machte sie später zu seiner Frau, saß viele Jahre im Gefängnis, fiel aber, unterstützt durch den Clan, immer wieder auf die Füße.

Problematischerweise neigte der von uns Gegangene jedoch zum Jähzorn, und so konnte es schon passieren, daß er neben anliegenden Exekutionen einem höhergestellten Yakuza mal eben den Schädel brach. Ernsthaft übel wurde die Lage, nachdem er aufgrund unglücklicher Mißverständnisse seinen Boß fast getötet hätte. Wem konnte er in der zwingend folgenden Treibjagd noch vertrauen? Spielschulden, Drogen und Intrigen schlossen den Teufelskreis. Ishimatsus Fall war tief, und mit ihm geriet auch Chieko in den verschlingenden Strudel aus Tod und Verderben.

Wenn man sich jetzt an thematisch ähnlich gelagerte Schicksale in HANA-BI oder BROTHER erinnert fühlt, stimmt das nur partiell. Obwohl des Verblichenen Untergang den genannten Lebensläufen in Sachen Brutalität, Tiefe und Emotion zwar keinesfalls nachsteht, wirkt er ungleich schmutziger, düsterer, zynischer. Zudem muß man ehrlich anmerken: Der Verschiedene taugte eigentlich gar nicht zur Identifikationsfigur.

Nein, dies war kein guter Mensch. Trotzdem übte er eine Faszination aus, welcher man sich schwer entziehen konnte, weshalb die Beschäftigung mit seiner widersprüchlichen Biographie lohnt, daran Interessierten allerdings einiges abverlangt. Möge Ishimatsu nun ruhen, hier auf dem Friedhof der Ehre.

Originaltitel: GRAVEYARD OF HONOR

J 2002, 131 min
FSK 18
Verleih: REM

Genre: Drama, Eastern

Darsteller: Goro Kishitani, Narimi Arimori, Ryosuke Miki, Shingo Yamashiro

Regie: Takashi Miike

Kinostart: 23.01.03

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...