D 2013, 98 min
FSK 6
Verleih: Warner

Genre: Komödie

Darsteller: Jacob Matschenz, Klaas Heufer-Umlauf, Jytte-Merle Böhrnsen, Ulrike Krumbiegel, Markus Hering, Tobias Moretti, Kostja Ullmann

Stab:
Regie: Tobias Wiemann
Produktion: Til Schweiger

Kinostart: 15.08.13

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Großstadtklein

… oder eben Möchtegernnett

Herr Til Schweiger hat mir nichts getan. Ich hab’ so überhaupt nichts gegen ihn persönlich, gleich gar nicht per se (was er der wertenden Zunft ja gern unterstellt). Und doch sorgten speziell die letzten Filme mit ihm als Regisseur, Produzent und in der Hauptrolle vorwärts dafür, daß man fortan mit einem „System Schweiger“ rechnen muß. Knallhartes Reißbrett für kalkuliertes Family-Entertainment. Alles wird gut, alles ist schön, und was soll daran schlecht sein?

Sollte man auch Tobias Wiemanns GROSS-STADTKLEIN unter „System Schweiger“ ablegen, wird man wohl automatisch einer infamen Unterstellung bezichtigt. Ist aber so! Nicht zuletzt deshalb, weil der große Bekannte so dick auf den Werbematerialien auftaucht, daß es aufdringlich wird. Dabei will der Herr Schweiger bestimmt nur einem Debütanten produzierend helfen, und keiner glaubt ihm das. Krux-krux! Ehe wir uns noch zur Mutmaßung hinreißen lassen, GROSSSTADTKLEIN folge sogar der Marotte Schweigerscher Einwort-Titel, sehen wir lieber genauer hin. Und sehen – leider nicht viel.

Es geht in den ostdeutschen Norden, wo sich der Regisseur auskennt. Irgendwie sind die Jungs um Held Ole zu alt für diese kindischen Schwalbe-Rennen in der Heide, doch sie tun’s. Man bekommt sie nur im Dreierpack. Daran soll sich auch nichts ändern, als Ole von seinem kranken Opa in die Hauptstadt geschickt wird, offiziell, um einen Praktikumsplatz anzutreten, inoffiziell aber, um die Nachtigall in Richtung Familienzusammenführung trapsen zu lassen. Denn Opas Söhne Heinz und Manni sind seit Jahren zerstritten. Deshalb wohnt Ole in Berlin bei seinem Cousin Rokko, wo er die fesche Fritzi kennenlernt, sie knallfall mag und bald liebt. Dann stirbt Opa, und die Kumpel kommen, nicht, um zu bleiben, sondern, um Ole heimzuholen. Wenn es geht, mit Rokkos Vater Manni. Es geht, doch es wird kaum bei einer Ladung Schrot im Hintern und einem blauen Auge bleiben.

Nicht, daß wir uns völlig falsch verstehen: Es ist durchaus möglich, GROSSSTADTKLEIN eine Chance zu geben und ihn anfangs wirklich zu mögen. Alles ganz nett, schöne Musik von Bon Iver bis Belasco, auch ein paar knorke Sprüche („Ich hab’ eine Schwalbe!“ – „Nee, du hast eine Meise.“). Mit zunehmender Spielzeit aber sollte das Nette ins Kernige weichen, macht es aber nicht. Zum milden Sommerlächeln mag es dennoch reichen, ist ja nicht dumm besetzt. Das walte Schweiger!

[ Andreas Körner ]