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Helden wie wir

Nach SONNENALLEE ein weiterer Versuch zur Vergangenheitsbewätigung

Klaus Uhltzscht, 18 Jahre, dünnes Haar, etwas pummelig und mit imposanter Männlichkeit gesegnet, läßt sich von der Staatssicherheit kaschen, allerdings mit Aussicht auf einen Job, um den ihn einige beneiden würden. Er soll unter dem Decknamen Romeo Sekretärinnen westdeutscher Ministerien Staatsgeheimnisse entlocken, natürlich auf die horizontale.

Ganz in Erfüllung geht seine Vision nicht, denn er trifft Yvonne wieder - seine Flamme, mit der er schon im Sandkasten irgendwie liiert war. Yvonne, mittlerweile zur Dissidentin gereift, weckt in ihm den Wunsch nach Liebe, Wahrheit und Aufrichtigkeit. Klaus will sich die unmenschlichen Bedingungen nicht länger bieten lassen und verhilft 16 Millionen Bürgern zur Freiheit, indem er auf der Berliner Mauer stehend sein überdimensionales Ding entblößt. Klingt abgefahren. Aber leider ist Sebastian Peterson kein vergleichbarer Wurf wie Leander Haußmann mit SONNENALLEE gelungen. Zwar überzeugt er mit witzigen Ideen wie Klaus’ Blutspende für Erich Honecker, aber scheinbar ist auch Peterson nicht so ganz klar, in welche Richtung sein Film gehen soll. Mal schlägt er ernste Töne an, mal versucht er es mit dem Mittel der Satire und dann wieder favorisiert er einen fast trashigen Ton. Warum Klaus sich auf der Treppe einen runterholt, warum er bei Achim Menzel, hier mal als tätowierter Assi gegen den Strich besetzt, hochkantig aus der Bude fliegt - all das kommt montiert und zusammenhanglos daher.

Den Vergleich mit SONNENALLEE wird sich das HELDEN-Team gefallen lassen müssen. Peterson, ebenso wie Haußmann Spielfilmdebütant, gelingt eben nicht jene Leichtigkeit, das Unterhaltsame und die Größe für’s Kino. SONNENALLEE bleibt im Gedächtnis, HELDEN WIE WIR fehlt einfach diese Kraft.

D 1999, 93 min
Verleih: Senator

Genre: Satire, Literaturverfilmung, Polit

Darsteller: Daniel Borgwardt, Adrian Heidenreich, Xenia Snagowskiab 9. 11. Capitol, Passage

Regie: Sebastian Peterson,

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.