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Hey Bunny

Lieber nicht weißen Kaninchen folgen!

Der Adam, das ist echt ein mustergültiger Misanthrop. Griesgrämig, maulfaul, ein bißchen verklemmt sicher auch. Die Geliebte hat ihn verlassen, um irgendwo die krisengebeutelte Welt weniger gebeutelt aussehen zu lassen. Ein Telefonat, das sie von dort aus mal mit Adam führt, läßt dann wiederum eine mustergültige Philanthropin ahnen, und warum die überhaupt mal mit diesem Tag-für-Tag-Fresse-ziehen-Adam zusammen war, ist eins jener Mysterien, die die Liebe ebenso bereithalten mag wie auch manche Drehbücher.

Denn mit einem Mysterium hat man es tatsächlich zu tun in Anbetracht von HEY BUNNY. Ein Film, dessen Plot erst einmal reizvoll verschroben scheint, denn der Adam ist eben nicht nur Misanthrop, sondern auch ein Computer-Crack. Als solcher soll er für ein Forschungslabor die Sicherheitssoftware aufpeppen. Blöd nur, daß just kurz darauf nicht nur ein erfolgreicher Hackerangriff erfolgt, sondern mysteriöserweise auch die weißen Versuchskaninchen aus dem Labor verschwinden, nur um, ebenso mysteriös, im Haus von Adams Familie zu landen. Also diesem desolaten Rudiment einer Familie, bestehend aus zwei Brüdern plus dementem Vater.

Am Anfang von HEY BUNNY leuchtet jene Blaise-Pascal-Sentenz auf, die davon spricht, daß das Unglück der Menschen daher rühre, daß sie einfach nicht ruhig in einem Zimmer verweilen können. So einfach, so wahr. Weit schwieriger ist da die Frage zu beantworten, woher das Unglück namens „deutsches Kino“ rührt. Das nämlich verantworten dann tatsächlich nicht immer nur phantasiearme Filmkunstförderungs-Beamtencharaktere und honigköpfige Mainstream-Kalkulatoren. Wie jetzt auch HEY BUNNY zeigt.

Ein Independent-Film als Gemeinschaftsprojekt des Berliner Schauspielers Barnaby Matschurat und seiner Lebensgefährtin Lavinia Wilson. Produziert mit deren, so ist es zu lesen, „Ersparnissen der letzten fünf Jahre“ (Matschurat), die das Paar somit in ein, das kann man ja annehmen, Herzensprojekt investierte. Dem kann man fraglos erst einmal Respekt zollen.

Nur, daß man dem Film das Herzensprojekt dann fatalerweise keine Sekunde ansieht. Fahrig und fade spult HEY BUNNY seine Geschichte ab. Unabhängig produziert und doch gefangen in klischiertem Kauderwelsch. Auch HEY BUNNY ist eben kein Haken schlagendes Wildkaninchen, sondern ein hoppelnder Mümmelmann aus dem sehr deutschen Drehbuchlabor. Ja, es ist ein Mysterium. Und im konkreten Fall auch bedauerlich.

D 2016, 93 min
FSK 0
Verleih: Hot Couple

Genre: Komödie, Schräg

Darsteller: Barnaby Metschurat, Lavina Wilson, Pheline Roggan, Marie Gruber

Regie: Barnaby Metschurat

Kinostart: 27.04.17

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.