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Hochstapler und Ponys

… und Bonds vegane Tochter

Exposition, Charakterzeichnung, bißchen Näheaufbau zum Personal vielleicht? Alles überflüssiger Kram, einfach in die Situation reinknallen! Also gut, dann bleibt Casper seine vegane Currywurst eben direkt im Hals stecken, als Kumpel Max ihm eröffnet, Ex-Freundin Justine sei für den Europäischen Filmpreis nominiert. Die Dame führte Regie bei BOND’S DAUGHTER, einem gesellschaftspolitisch brisanten Werk, in dem ein Virus die Fleischindustrie lähmt. Drehbuch: Casper. Entsprechende Erwähnung oder gar Bezahlung: keine. Folge: Frust. Reaktion: ab gen Reykjavík, zwecks Konfrontation. Aber Justine flüchtet, weswegen die Reise Schlenker bis nach L.A. macht.

Den Zuschauer dabei gleich mit durchschüttelt, voller Charme, genauso rauh, unpoliert und wenig anbiedernd wie Islands Landschaft. Hilfreich unterstützt vom bemerkenswerten Soundtrack fern 08/15-Soßigkeit, gemixt aus Thrillerklängen, Actionkomödienklimperei und etwas, das an Späte-70er-Eigenkompositionen, welche der DJ schüchtern früh um 3 auflegt, gemahnt. Gebaut auf Basis eines ohne Normierungen arbeitenden Drehbuchs, das Casper neben der „Most Beautiful Pussy In California“ auch einen Serienkiller treffen läßt. Dem verbissenen Glaubenskrieg zwischen menschlichen Fleisch- und Pflanzenfressern absurde Spitzen zur Waffe gibt. Oder zeigt, daß Cop Kojak (!) mittels Lollie (!) einen störenden Wachhund aus dem Weg räumt (!).

Das tobt derart unkonventionell daher, es weht glatt alte Film(förderungs)zöpfe von Köpfen, vor deren entsetzte Gesichter Hände geschlagen werden, selbst wenn es sich manchmal chaotisch schiefliegend in seiner übergroßen Liebe zum Unorthodoxen verrennt. Sei’s drum!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...