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Hoppet

Ein einfach schönes Emigrationsmärchen

Der 12jährige Azad hat einen Traum. Er will Hochspringer werden, wie sein großes Vorbild, die schwedische Weltmeisterin Kajsa Bergqvist. Doch die Kriegszustände im eigenen Land lassen an eine sportliche Karriere kaum denken. Azads Vater gerät als systemkritischer Schriftsteller unter immer größeren politischen Druck und will mitsamt Familie nach Deutschland auswandern. In der Hoffnung, dort schneller eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, schickt er Azad und dessen stummen Bruder Tigris mit Schleppern nach Frankfurt, wo die beiden bei Verwandten unterkommen sollen. Doch statt in Frankfurt landen die Brüder in einem Asylbewerberheim in Stockholm. Im Schulsportverein freundet sich Azad mit dem Schweden Markus an, der ihm helfen will, über ein Nachwuchs-Hochsprungturnier nach Deutschland zu gelangen.

Zugunsten des kinderleichten Verständnisses verzichtet Regisseur Petter N¾ss auf für erwachsene Zuschauer vielleicht interessante Vertiefungen, wie etwa zu den politischen Hintergründen in Azads Heimat. Märchenhaft klar entwickelt sich die Geschichte vom kleinen Jungen mit großem Traum. Die Message ist, dem Fabelcharakter entsprechend, deutlich in Dialogen und Off-Stimme untergebracht: "Nichts ist unmöglich, man muß nur fest daran glauben und darf nie aufgeben." Eine solch blauäugige Weltsicht mag bei vielen Filmen kritikwürdig sein, in einem kindgerechten Erbauungsmärchen, als das HOPPET explizit angelegt ist, ist sie sicherlich eine zuträgliche Wahl.

Die simpel gestrickte Geschichte würde gewiß weit weniger mitreißen, wenn beim Casting nicht der Glücksgriff mit Ali Ali als Azad gelungen wäre. Dessen Charisma läßt einen dann doch bis zum Ende mitfiebern, obwohl der Schluß schon in der ersten Minute feststeht. Zudem wird die Bruderliebe zwischen Azad und Tigris von N¾ss so glaubhaft und rührend erzählt, daß der Beziehung bis zum letzten großen Sprung Azads nicht der Atem ausgeht.

Die lebendigen Figuren geben N¾ss’ zeitgemäßem Märchen das, was im Plot etwas versiegt: Originalität. Wenn dann noch gut in die Erzählung verwebte Werte wie Toleranz und Solidarität beim jungen Publikum ankommen, dann lohnt ein Kinobesuch mit dem Nachwuchs allemal.

Originaltitel: HOPPET

S 2007, 89 min
Verleih: Farbfilm

Genre: Drama, Erwachsenwerden, Kinderfilm

Darsteller: Ali Ali, Peter Stormare, Marian Tofik, Richard Jarl, Ronas Gemici

Stab:
Regie: Petter N¾ss
Drehbuch: Petter N¾ss

Kinostart: 29.11.07

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...