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Human Nature – Die Krone der Schöpfung

Jedem Tierchen sein Pläsierchen

Wieder mal beginnt alles mit dem Tod: Zwei possierliche Mäuse können ihm knapp entrinnen, Nathan hat dagegen weniger Glück und liegt gemeuchelt im Wald. Vor dem himmlischen Gericht tut der Verblichene Buße, womit wir erfahren, daß er ein schwer kindheitstraumatisierter Wissenschaftler war, dessen einziges Ziel darin bestand, Labormäusen Tischmanieren anzutrainieren. Klar!

Zumindest, bis er Lila begegnete. Das extrem naturverbundene Mädel litt unter hormonell bedingter Ganzkörperbehaarung und hatte sich in die Wildnis zurückgezogen, um Bestseller wie "Scheiß auf die Menschheit!" zu schreiben, wenn sie nicht gerade animalisch unterstützt Liedchen trällerte. Baldigst ein Paar, trafen beide während eines Spaziergangs Puff, welcher aufgrund entsprechender väterlicher Erziehung glaubte, ein Menschenaffe zu sein. Gabrielle, Nathans Assistentin und pralle Verführung in Personalunion, vervollständigte das infernalische Quartett.

Möglich, daß Autor Charlie Kaufman diesmal aufgrund gelegentlicher Längen nicht durchgängig die Klasse seiner Skripts zu BEING JOHN MALKOVICH bzw. VERGISS MEIN NICHT! erreicht. Bei einem Kreativen dieses Kalibers toppt das Ergebnis dennoch locker jeden gängigen Durchschnitt, vereinen sich absurdeste Situationen, geniale Gags im Minutentakt, traurige Intermezzi und der konstant zynische Grundton erneut zu einem Werk, wie man es auf der großen Leinwand nur selten sieht. Wenn Lila bis zur Selbstaufgabe und -verstümmelung liebt, Puff mit allen Mitteln – vorzugsweise Elektroschocks – auf Dandy getrimmt werden soll, oder unter Gabrielles sexuell aggressiver Fassade die verzweifelte Lüge schlummert, bleibt so manches Lachen im Hals stecken. Weil Kaufmans Gedanken-Universum seinen Protagonisten ungeachtet jeder schrägen Phantasie letztlich eben kein weichgespülter, idealer Ort zum (Über-)Leben ist.

Wäre bloß noch interessant zu wissen, weshalb HUMAN NATURE nach Fertigstellung knapp drei Jahre auf Eis lag. Aber vielleicht war ja erst jetzt Zeit für die Moral von der Geschicht’, welche der Zivilisation inklusive diverser Auswüchse genüßlich den Mittelfinger zeigt.

Originaltitel: HUMAN NATURE

USA/F 2001, 92 min
Verleih: Senator

Genre: Komödie, Schräg

Darsteller: Patricia Arquette, Tim Robbins, Rhys Ifans, Miranda Otto, Robert Forster

Regie: Michel Gondry

Kinostart: 05.08.04

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...