Originaltitel: HUSTLERS

USA 2019, 111 min
FSK 12
Verleih: Universum

Genre: Krimi

Darsteller: Constanze Wu, Jennifer Lopez, Julia Stiles

Regie: Lorene Scafaria

Kinostart: 28.11.19

Noch keine Bewertung

Hustlers

Moritat von der Amoral

Macht Dich Geld nicht geil? Gute Frage. Zumal in einem Land, das es geschafft hat, seine Geldscheine mit dem Schriftzug „In God We Trust“ zu verzieren. Denn was der einzig wahre Gott ist, wissen dessen Priester ganz genau. Also all jene Investment-Banker, Hedgefonds-Manager und Börsen-Broker, die als Erholung vom ewigen Tanz ums Goldene Kalb gern auch mal im Poledance-Club die Puppen tanzen lassen.

„Macht Dich Geld nicht geil?“, will dann auch prompt eine dieser Puppen wissen. Ramona, die abgebrühte Erfahrene, von Destiny, der Novizin mit dem großen Hunger auf Erfahrung (sprich: Geld). Beide arbeiten sie im angesagtesten Stripclub New Yorks. Einer Goldgrube – bis zum großen Finanz-Crash 2008. Plötzlich ist der Glamour armselig, der Laden leer, die letzte Kundschaft knausrig. Was echt nicht geil ist. Aber Ramona und Destiny haben einen Plan. Zu dem gehören, neben dem optimal verführerischen Bodyindex in entsprechendem Fummel, ein paar zuverlässig wirksame K.O.-Tropfen und stille Allianzen mit Klubbetreibern. Alles andere ist ein Spiel mit zuverlässigen Konstanten: mit Männern, die sind, wie eben Männer so sind. Gerade die mit Geld. Von dem man ja wiederum weiß, was es bewirkt.

HUSTLERS erzählt die Geschichte von Ramona und Destiny. Und die der kleinen Frauencrew, die beide um sich scharen. Eine Bande auf High Heels und im Designer-Fummel, telegen versammelt in einer Moritat von der Amoral. Und irgendwie wohl auch von der feministischen Rache im Namen der Kapitalmehrung. Drehbuchautorin und Regisseurin Lorene Scafaria inszenierte das, als wolle sie einem Mafia-Epos Martin Scorseses nacheifern. Wie die Kamera in Plansequenzen durch den Club gleitet, die Bildmontage rhythmisch pulsiert unter einer Tonspur, auf der sich Dialoge, Musik-Tracks und die dokumentierende Off-Stimme Destinys überlagern – das ist durchaus von jener kalten Dynamik, mit der auch GOOD FELLAS fasziniert. Nur, daß sich im Falle von HUSTLERS diese Dynamik schnell erschöpft.

Auch ob des Umstandes, daß Scafaria diese Geschichte „nach wahren Begebenheiten“ als gesellschaftskritische Allegorie verkaufen will. Wobei „verkaufen“ sich dann aber allzu flugs als das Entscheidende entpuppt. Denn so eitel, gelackt, kalkuliert und zugleich harmlos (bis hin zur FSK 12), wie dieser Film daherkommt, ist er geradezu die Antwort auf Ramonas Frage. Ja, auch das Kino weiß eben, was wirklich geil macht.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.