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I Want To See The Manager

Alles und nichts

Zitat aus dem Presseheft: „I WANT TO SEE THE MANAGER ist ein Film über die sogenannte Komplexität der Welt. Mumbai, Uyuni, Peking, Detroit, Pompeji, Chiang Mai und Caracas – wie hängen diese Orte zusammen? Was läßt sich durch ein kombiniertes Erfahren dieser Orte darstellen? Kann ein Film die ganze Welt erzählen? Und welche Erkenntnisse soll ein solches Vorhaben generieren?“ Zitat Ende. Nach Sichtung des Filmes von Hannes Lang und Mareike Wegener antwortet die Rezensentin wie folgt auf diese Fragen: 1. Nun, irgendwie hängt ja alles mit allem zusammen. 2. Nichts von Belang. 3. Nein, kann er nicht. 4. Schön für die Filmemacher, daß sie so viel gereist sind.

Wenn Filme an ein verquastes Soziologieseminar erinnern, sind sie meist kein Gewinn für den Zuschauer. So auch im vorliegenden Fall. Die jungen Filmemacher wollen etwas über den Zustand dieser Welt erzählen. Sie filmen einen Mann in Indien, der etwas über das ökonomische Wachstum der Schwellenländer referiert, arme Leute in Bolivien, die auf kommenden Wohlstand durch Lithiumabbau hoffen, Autoverkäufer in Peking, Menschen in Detroit, die an die Unsterblichkeit durch Einfrieren glauben, einen Fotogladiator in Pompeji, europäische Pflegebedürftige und ihre thailändischen Pflegerinnen sowie Bewohner einer Bauruine in Venezuela. Die Kamera ist dabei auffallend statisch auf die Menschen und ihre Umgebung gerichtet. Die Einstellungen sind sehr lang und wirken durch ihre Aneinanderreihung wie Fotos in einem Buch. Es gibt nur wenige Szenen, in denen von diesem Stilmittel abgewichen wird. Zweifellos hat Kameramann Thilo Schmidt einen Blick für bemerkenswerte Details, jedoch wirken die präzisen Bilder in ihrer Fülle leblos. Der ganze Film ist sehr reduziert, es wird auf Kommentar, Ortsangaben und Soundtrack verzichtet.

Das alles wäre noch mit Geduld und gutem Willen zu ertragen, würde damit eine Geschichte erzählt, die fesselte oder zumindest einen gewissen Erkenntnisgewinn brächte. Aber man sieht lediglich kurze Episoden aus verschiedenen Teilen der Welt, über die man keinerlei Hintergründe erfährt, obwohl gerade dies interessant wäre. So bleibt es beim flüchtigen Eindruck. Zwar postulieren die Filmemacher eine Verbindung zwischen diesen Fragmenten, für den Zuschauer ist diese jedoch allenfalls zu erahnen. Hehre Absichten allein ergaben eben noch nie einen guten Film.

D/I 2014, 93 min
FSK 0
Verleih: Real Fiction

Genre: Dokumentation

Stab:
Regie: Hannes Lang
Drehbuch: Mareike Wegener

Kinostart: 03.09.15

[ Dörthe Gromes ]