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Indian Love Story

Gefühlsachterbahn auf indisch

Durchatmen, konzentrieren, anschnallen! Vor Ihnen liegen 187 Minuten Bollywood-Kino. Mehr als drei Stunden Liebe, Leid und Musik.

Naina lebt mit ihrer Mutter Jenni, den Geschwistern Gia und Lajo und ihrer Großmutter in New York. Seit der Vater sich das Leben nahm, ringt die Familie um emotionales und finanzielles Gleichgewicht, vergeblich. Mutter und Großmutter geraten permanent aneinander, und der Familienimbiß hat kaum Kundschaft.

Dann wäre da noch Nainas Studienfreund Rohit, ein Charmebolzen, der gern Frauenheld wäre, doch eigentlich die dunkelhaarige Schöne liebt. Für so etwas hat Naina keinen Nerv, ihr Leben ist freudlos und diszipliniert. Bis Aman in ihr Leben tritt, der neue Nachbar. Seine Energien sind schier unerschöpflich. Mit einem breiten Lächeln wickelt er jeden um den Finger, sogar Nainas störrische Oma. So sehr sie sich auch sträubt, Naina verliebt sich in den singenden Schönling. Aber er will sie nicht, hat sich in den Kopf gesetzt, Rohit mit ihr zu verkuppeln. Warum nur? Eigentlich fühlt er doch genau wie sie. Nun, Aman hat ein Geheimnis. Eines das ihm und allen Menschen, die ihn lieben, das Herz brechen wird.

Drei Stunden Film, da passen viele Figuren hinein und noch mehr Konflikte. Reinkarnation, Adoption, Schuldgefühle, Mißverständnisse, Tod, Lüge, geheime Liebe É INDIAN LOVE STORY bietet all das im Überfluß, was dem modernen indischen Kino zum weltweiten Siegeszug verhalf: dramatische Tiefe, Musiknummern, die ins Ohr gehen und Gefühlsachterbahn der Sondergüte. Aufgedrehter Humor reicht ergreifendem Herzschmerz die Hand. Zückt man in der handelsüblichen Hollywood-Romanze für die letzten fünfzehn Minuten das Taschentuch, so kullern hier die Tränen eine Stunde lang. Klar erschließt sich Amans Geheimnis jedem, der aufmerksam den Filmtitel liest. Und doch ist die Konstellation der drei jungen Menschen im Taumel der Gefühle unschlagbar. Kitsch schlägt sich nur ab und an in Schlüsselszenen nieder, wie Amans engelsgleicher Ankunft und dramatischen Dialogen in strömendem Regen.

Aufwendig an Originalschauplätzen inszeniert und knackig im Stil, weidet sich INDIAN LOVE STORY an der unmöglichen Liebe und gibt humorvoll Hoffnung. Wer sich auf Temperament und Ästhetik einläßt, der kann sich auf ein kleines Erdbeben der Gefühle gefaßt machen. Mitreißender kann kommerzielles Kino kaum sein.

Originaltitel: KAL HO NAA HO

Indien 2003, 187 min
Verleih: REM

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Shah Rukh Khan, Preity Zinta

Regie: Nikhil Advani

Kinostart: 12.08.04

[ Roman Klink ]