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Insidious

Hänschen klein, ging allein, in die Parallelwelt rein

Zutaten für einen Gruselfilm amerikanischer Art (ohne scharf): Eine Familie, natürlich nur die schönsten Triebe. Ein großes neues Haus mit verwinkelten Fluren und – ganz wichtig – mit einem dunklen Dachboden. Ein Poltergeist (reicht der billige vom Aldi), eine Geisterseherin mit zwei Nerds und viel laute Musik. Bei der Zubereitung einfach an bekannten Gerichten orientieren, dann klappt das schon irgendwie mit dem Verkaufsschlager.

Mit gutem Willen kann man INSIDIOUS eine Hommage an die Klassiker des Horrorkinos der späten 70er und frühen 80er Jahre nennen. Man könnte aber auch sagen, daß einfach überall abgeschrieben wurde, vor allem bei POLTERGEIST, von dem die Geschichte quasi eins zu eins übernommen wurde, bis in kleinste Details hinein. Aber auch DER EXORZIST und A NIGHTMARE ON ELM STREET standen Pate, und selbst DER WEISSE HAI darf als Plastikspielzeug auftauchen und damit die Rangliste der erklärten Vorbilder voll machen. Tatsächlich ist dem hochgelobten James Wan, Regisseur und Erfinder der berühmten SAW-Reihe, nicht sehr viel Neues eingefallen bei seinem fünften Spielfilm. Daß er dabei völlig auf Splattereinlagen, 3D und anderen Hokuspokus verzichtet und ganz auf die guten alten Schockeffekte setzt, sei ihm angerechnet. Da sind Stimmen, wo keine Menschen sind, Gesichter tauchen nachts plötzlich hinter Fensterscheiben auf, und schließlich sind die Geister dann auch im Haus und verwüsten ordentlich Zimmer. Das gruselt schon gewaltig, vor allem mit dem wuchtigen Orchester, das jedes Mal, wenn’s einen schauern soll, auch ordentlich die Pauken schlägt und die Geigen kreischen läßt. Kennt man aber auch alles schon.

Am Ende ist es aber vor allem die maue und vorhersehbare Geschichte, an der es hapert. Ein Sohn der Familie hat die Fähigkeit, seinen Körper zu verlassen und auf Reisen in Paralleluniversen zu gehen. Weil er darin so begabt und furchtlos ist, geht er eines Tages zu weit und findet nicht zurück. Die Geister der Parallelwelt bekommen Wind davon und wollen sich seinen Körper holen, der in einem komaähnlichen Zustand im Haus zurückbleibt. Rettung kann nur der Vater bringen, der, welche Überraschung, in seiner Kindheit selbst ein begabter Reisender war, und der nun den Jungen zurückbegleiten soll. Fazit: für erprobte Anhänger des Erschreckens keine Herausforderung, für alle Einsteiger ein blutfreier Nerventest der klassischen Art.

Originaltitel: INSIDIOUS

USA 2010, 103 min
FSK 16
Verleih: Wild Bunch

Genre: Horror

Darsteller: Patrick Wilson, Rose Byrne, Barbara Hershey

Regie: James Wan

Kinostart: 21.07.11

[ Marcel Ahrenholz ] Marcel mag Filme, die sich nicht blind an Regeln halten und mit Leidenschaft zum Medium hergestellt werden. Zu seinen großen Helden zählen deshalb vor allem Ingmar Bergman, Andrej Tarkowskij, Michelangelo Antonioni, Claude Sautet, Krzysztof Kieslowski, Alain Resnais. Aber auch Bela Tarr, Theo Angelopoulos, Darren Aronofsky, Francois Ozon, Jim Jarmusch, Christopher Nolan, Jonathan Glazer, Jane Campion, Gus van Sant und A.G. Innaritu. Und, er findet Chaplin genauso gut wie Keaton ...