Originaltitel: INTRIGO: DEATH OF AN AUTHOR

S/USA/D 2018, 106 min
FSK 12
Verleih: Fox

Genre: Thriller, Literaturverfilmung

Darsteller: Benno Fürmann, Ben Kingsley, Veronica Ferres, Tuva Novotny, Michael Byrne

Regie: Daniel Alfredson

Kinostart: 25.10.18

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Intrigo – Tod eines Autors

Alfredson hustet uns was

Håkan Nesser – laut Presse „der Philosoph unter den schwedischen Krimiautoren“, gerühmt für Spannung, Hintersinn und atmosphärische Dichte. Wir glauben das gern, müssen uns dennoch auf vorliegende Verfilmung stützen, die erste von dreien, alle inszeniert von Daniel Alfredson, und können genannte Qualitäten leider kaum ausmachen. Obwohl sich Alfredson respektabel bemüht; plagte ihn, der bereits Stieg Larssons „Verdammnis“ und „Vergebung“ ziemlich ruppig adaptierte, der Vorwurf, eher Handwerker denn Erzähler zu sein? Möglich. Zumindest sinnt zwecks intellektueller Tiefe sofort eine aus dem Off schwebende Frauenstimme darüber, was Menschen mit ihren reptilischen Vorfahren verbindet, derweil Benno Fürmann auf Ben Kingsley trifft. Ersterer spielt Übersetzer David, Letzterer den zurückgezogen hausenden Autor Henderson. David tackert sich quasi fest, peinigt den Misanthropen durch Verlesen einer autobiographischen Story, der es fortan zu folgen gilt.

Sie läßt Fürmann nicht bloß an der eigenen Synchronisation scheitern, sondern meint außerdem, Künstlichkeit wäre Kunst und Hingedrehtes locker hinnehmbar. So beichtet Eva dem Gatten David, es gäbe einen anderen Mann – sie tut’s im Auto, realitätsnah perfekt getimt während gemeinsamer Fahrt in den Urlaub. David sieht’s gelassen, wird schon wieder, man hat Sex, Eva verkündet, es sei der letzte Beischlaf gewesen. Fürmann bringt die steifen Dialoge auf einen guten Punkt: „Das sind nur leere Worte. Ohne Bedeutung!“ Eva verschwindet schließlich.

Dann, lange Jahre später: David vernimmt im Radio ein Hüsterchen. Genauer gesagt Evas charismatisches Röcheln, man weiß ja nach einiger Ehezeit, wie das Gegenstück die Bronchien klärt. Simultan flattert der Auftrag herein, das letzte Werk eines berühmten, kürzlich mittels Suizid verschiedenen Schriftstellers zu übersetzen, das keinesfalls in Originalsprache das Licht der Literaturwelt erblicken dürfe. Es entspinnt sich eine komplizierte, mehrbödige Intrige …

Beziehungsweise sähe Alfredsons Drehbuch jene wohl gern, aber ach, statt Verwirrung gibt’s Verknotung, statt Abgründen lediglich angebuddelte Löcher. Auch darstellerisch einfach nix zu holen: Fürmann scheint unmotiviert, Kingsley spult gewohnheitsmäßig müde sein mimisches Standardprogramm ab, wenigstens setzt ausgerechnet Veronica Ferres in Nebenrolle einen Knalleffekt, als mittenmang ein Lächeln (!) über ihr bekanntes, sämtliche Emotionen wie ein Sammelbecken bündelndes Einheitsgesicht huscht. Weitere Überraschungen bleiben indes aus.

Und Alfredson jeglichen Anstrengungen zum Trotz eben der Handwerker. Ja, wunderschöne Bilder ziehen gemächlich an der Netzhaut vorbei, angenehme Töne umhüllen die kantigen Sprachhülsen. Mysteriöses, Abseitiges oder gar Atemraubendes sucht man allerdings vergebens. Was Raum für individuelle Betrachtungen und zu lösende Rätsel generiert: Soll der David beschattende Opi mit Krückstock und Sonnenbrille zum humoristischen Element taugen? Weswegen verabschieden sich telefonierende Leute im Film nie, brechen Unterhaltungen stets wortlos rüde ab? Existiert ein Paralleluniversum, das Bibliothekarinnen auf die Erde schickt – immer kleine, recht vertrocknete Damen gesetzteren Alters; kratzige Strickjacke, sekundengenaue innere Uhr sowie strafendes Zischen inklusive? Und letztlich, nach Ansicht einer ewig vorbereiteten Pointe: Dieser ganze Aufriß … dafür?!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...