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Jenseits der Mauern

Große Liebe, großes Leid

Paolo betrinkt sich mit Freunden in einer Bar. Erste vorsichtige Blicke tauschen er und der Kellner Ilir schon während dieser Trinkspiele aus. Ilir wird Paolos Retter in dieser Nacht, schafft er den völlig Abgestürzten doch in seine Wohnung und läßt ihn dort ausnüchtern.

Nach dieser Begegnung kehrt Paolo nie wieder ganz zurück in sein altes Leben, in seine alte Wohnung, die er sich mit Freundin Anka teilt. Er muß Ilir wiedersehen, und als Anka hinter seine Affäre kommt und Paolo vor die Tür setzt, ist Ilirs Wohnung seine einzige Anlaufstelle. Ilir will ihn dort zunächst nicht haben, wohl weil auch er versteht, daß mit dem anhänglichen Paolo eine sehr ernste Sache auf ihn zukommt. Doch erwehren kann auch er sich nicht lange. Als gerade beide ihr Zusammengehören akzeptiert haben, kehrt Ilir von einem Auftritt seiner Band nicht zurück. Nach tagelangem Warten erfährt Paolo, daß Ilir im Gefängnis sitzt. Nach den schnell überwundenen Spielchen und Hindernissen des ersten Kennenlernens wird die junge Liebe der beiden nun auf eine wirklich harte Probe gestellt.

Der Einstieg in diese alltäglich anmutende und doch besondere Liebesgeschichte erfolgt unvermittelt und schnell. Überhaupt ist es dieses direkte, ungeschönte, schnörkellose Erzählen eines in seiner Anlage sehr romantischen Stoffes, die David Lamberts Langfilmdebüt heraushebt aus den vielen Liebesdramen, deren Irrungen und Wirrungen man zur Genüge kennt. Lambert trifft in fast allen Szenen die richtigen Töne, um seine Amour fou lebendig werden zu lassen, mag man auch noch so weit von den Lebenswelten beider Hauptfiguren entfernt sein. Die beiden Hauptdarsteller verkörpern die Gegensätzlichkeit ihrer Figuren ideal, besonders Guillaume Gouix wünscht man sich nach diesem Film noch in vielen wuchtigen Rollen dieser Art zu sehen.

Dazu schafft Regisseur Lambert es, bei aller Tragik, welche die figurativen und ganz realen Mauern des Titels bereits implizieren, eine natürliche Komik in die Szenen zu weben, die einmal mehr aufzeigt, welch’ wichtigen Stellenwert der gemeinsame Humor gerade bei den wirklich ernsten Beziehungen hat, und die dem Zuschauer immer wieder die nötigen Verschnaufpausen auf dieser sehr emotionalen Berg- und Talfahrt ermöglicht. Ein absolut sehenswertes Debüt.

Originaltitel: HORS LES MURS

Belgien/F/Kanada 2012, 98 min
FSK 16
Verleih: Salzgeber

Genre: Schwul-Lesbisch, Drama, Liebe

Darsteller: Matila Malliarakis, Guillaume Gouix, Mélissa Désourmeaux Poulin

Stab:
Regie: David Lambert
Drehbuch: David Lambert

Kinostart: 28.03.13

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...