Noch keine Bewertung

Kick Off Kirkuk

Poetischer Bericht von Hoffnung und Zerstörung

In Kirkuk, im Norden Iraks, hausen fast 300 vorwiegend kurdische Familien in provisorischen Hütten in einem verlassenen Stadion. Die Freunde Asu und Sako wollen den Bewohnern eine Freude im entbehrungsreichen Alltag verschaffen und organisieren einen Projektor, um das Finale der asiatischen Fußballmeisterschaft auf großer Leinwand zu sehen. Die Begeisterung über den Sieg der irakischen Mannschaft ist groß, doch größer noch ist der Traum von einer kurdischen Nationalmannschaft. Also planen die Freunde ein Turnier für die Kinder, in dem Kurden, Araber, Syrer und Türken gegeneinander spielen sollen. Doch schon bald zeigt sich die Schwierigkeit, Frieden in ein Land zu bringen, das tief in den Herzen der Menschen gespalten ist.

Alles paßt zusammen in diesem berührenden, humorvollen und auch sehr traurigen Film über das, was im Irak heute Alltag bedeutet. Es sind, wie immer in Zeiten großer Not, die kleinen Dinge, die das Leben der Menschen bereichern. Und es scheint, als wollte der Regisseur diese Art von Hoffnungsschimmer wortwörtlich in den Film übertragen, indem er alle Farben aus ihm entweichen ließ, bis auf einen minimalen Hauch, einen letzten Schimmer eben. Mit großer stilistischer Sicherheit gestaltet er seine an den italienischen Neorealismus erinnernde Tragödie. Die Figuren wirken so glaubhaft, mit solcher Tiefe ausgestattet, daß man oft nicht sagen kann, ob es Schauspieler oder Laiendarsteller sind.

Es ist beeindruckend, mit welcher fast beiläufigen Leichtigkeit der Film auf die Probleme der Menschen aufmerksam macht, wie er den Bewohnern dabei zuschaut, wie die versuchen, zu einem ganz normalen Leben zurückzukehren. Was schwierig ist, wenn das Wasser knapp und jeder Gang in die Stadt ein lebensbedrohliches Risiko ist. KICK OFF KIRKUK zeigt eine wichtige Position auf, die Filme heute einnehmen können und müssen: Im Rücken der journalistischen Medien, wenn die schon weitergezogen sind zum nächsten Kriegsschauplatz, bleiben Menschen zurück, deren Vergangenheit und Perspektiven zerstört wurden.

In den letzten Jahren entstanden viele Filme in sogenannten Krisengebieten, unter schwierigsten Bedingungen und nicht selten unter Lebensgefahr. Und egal, ob inszeniert oder dokumentiert, zeigen diese Filme uns eine andere Art von Wahrheit, spiegeln sie doch das Innenleben der Menschen und ihren unbedingten Willen zum Leben wider.

Originaltitel: KICK OFF

Irak/Iran 2009, 81 min
Verleih: Mitosfilm

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Atug Asu, Hamed Diyar, Hamajaga Hilin, Anwar Sako

Stab:
Regie: Shawkat Amin Korki
Drehbuch: Shawkat Amin Korki

Kinostart: 24.03.11

[ Marcel Ahrenholz ] Marcel mag Filme, die sich nicht blind an Regeln halten und mit Leidenschaft zum Medium hergestellt werden. Zu seinen großen Helden zählen deshalb vor allem Ingmar Bergman, Andrej Tarkowskij, Michelangelo Antonioni, Claude Sautet, Krzysztof Kieslowski, Alain Resnais. Aber auch Bela Tarr, Theo Angelopoulos, Darren Aronofsky, Francois Ozon, Jim Jarmusch, Christopher Nolan, Jonathan Glazer, Jane Campion, Gus van Sant und A.G. Innaritu. Und, er findet Chaplin genauso gut wie Keaton ...