Originaltitel: KING KONG

Neuseeland/USA 2005, 188 min
Verleih: UIP

Genre: Fantasy, Action, Literaturverfilmung

Darsteller: Adrien Brody, Naomi Watts, Jack Black, Jamie Bell

Regie: Peter Jackson

Kinostart: 15.12.05

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King Kong

Peter Jacksons irrwitziges Monsterspektakel

Was wurde im Vorfeld nicht alles gemunkelt, spekuliert und diskutiert. Daß es unsinnig wäre, 2005 das Remake eines Klassikers wie KING KONG UND DIE WEISSE FRAU zu drehen. Daß Peter Jackson mit Effekten umgehen könne, jedoch an Menschen und Emotionen scheitern würde. Und daß Saurier ja wohl gar nichts mit dem großen Affen zu tun hätten. Nun, soviel sei vorweggenommen, Peter Jackson weiß sehr wohl Anrührendes als auch wild Spektakelndes zu inszenieren und beides auch noch gekonnt auszubalancieren. Mehr noch, er verhilft KING KONG zu so viel Emotion, wie sie in Blockbustern selten zu finden ist. Nicht viele Zuschauer können von sich behaupten, den Klassiker von 1933 gesehen zu haben, geschweige denn im Kino. Womit wir auch schon beim dritten Punkt wären, den Sauriern. Um Mißverständnisse auszuräumen, in einer der spannendsten Szenen von KING KONG UND DIE WEISSE FRAU, jenem Kinoabenteuer, daß seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war, trifft der große Affe Kong auf einen heimtückischen Gegner - den Tyrannosaurus Rex. Regisseur Jackson verhilft diesem Duell der Monster nicht nur zu einer zeitgemäßen Auferstehung, er inszeniert mit dieser schweißtreibenden, irrwitzig choreographierten Szene wohl einen der abenteuerlichsten Momente, den das Popcorn-Kino jemals gesehen hat.

Die Geschichte von KING KONG ist ein archaisches Stück Kinomythos und entsprechend bekannt und überraschungsfrei: Ein Filmteam stößt auf einer geheimnisumwitterten Insel auf allerlei prähistorisches Viehzeug und nimmt den Riesenaffen Kong mit nach New York, um ihn als Attraktion gewinnbringend vorzuführen. Der große Primat hat sich jedoch in die Schauspielerin Ann Darrow verliebt, und als er sie in Gefahr wähnt, rastet er aus, bis ihn in einem tragischen Showdown auf dem Empire State Building der Tod durch den Kugelhagel einer Staffel von Armeeflugzeugen ereilt. Einer der Kniffe der Geschichte (und auch jener Moment, den man als kindlicher Zuschauer beim Original nicht ganz verstand) ist die Zuneigung, die auch Ann dem riesigen Ungetüm entgegenbringt. Diese unschuldige Beziehung ist das pulsierende Zentrum von Peter Jacksons monumentalem Abenteuerfilm. Wie die Zuneigung einer reizenden Lady den Über-Macho Kong erst die Freiheit und dann das Leben kostet, ist schlichtweg herzerreißend, und so sind es die stillen Momente der Zweisamkeit, die KING KONG in Klassikernähe rücken. Doch keine Angst, die Action kommt nicht zu kurz.

Kong ist nicht umsonst Herr des Dschungels, seine Auftritte sind furchteinflößend, sein Charakter vielschichtig. Andy Serkis (der dem Affen als Vorbild diente) und die Tricktechniker haben sensationelles geleistet. Ebenso wild sind auch all jene Kreaturen, denen die Filmcrew bei ihrer Rettungsaktion in die Quere kommt. Insekten, so groß wie PKW«s, eine hysterische Herde von Brontosauriern, fiese Schlammwürmer und so vieles mehr - als ginge es um sein Leben, entfesselt Peter Jackson das größtmögliche Spektakel und füllt die Kinoleinwand bis in die letzte Ecke aus. Daß er sämtlichen Rollen Charakter und Tiefe gegeben hat und in seinem Drehbuch noch Platz fand für Subtexte, dürfte selbst seine schärfsten Kritiker für kurz innehalten lassen. Da entfaltet sich New York aus dem Jahre 1933, als habe die Depressionsära erst gestern ein Ende gefunden.

Es mangelt nicht an Querverweisen in Richtung Abenteuerliteratur und Kinogeschichte, und mit amüsanten Szenen und einem monolithischen Soundtrack wird eine ehrliche Hommage an die erste Blütezeit des Kinos geschaffen. Dies mag auch der einzige Makel sein, den man an KING KONG im Jahre 2005 findet - dieser verschwenderische Ideenreichtum, mit dem sich das Kino für drei Stunden in den abenteuerlichsten Ort der Welt verwandelt. Und dies ist wohl ein angenehmer Makel.

[ Roman Klink ]