Originaltitel: KNOCK KNOCK

Chile/USA 2015, 100 min
FSK 16
Verleih: Square One/Universum

Genre: Thriller, Erotik

Darsteller: Keanu Reeves, Ana Celia de Armas, Lorenza Izzo, Ignacia Allamand

Regie: Eli Roth

Kinostart: 10.12.15

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Knock Knock

Die wollen nicht nur spielen!

Der hingebungsvolle Ehemann/Vater Evan sitzt im mit Familienfotos geradezu tapezierten Haus und hat sturmfreie Bude. Es klopft, zwei Grazien, verirrt und regendurchnäßt, erkunden den verlorenen Weg, werden von Evan reingebeten und lieb umsorgt. Man kichert, trocknet das Haar, schickt den Hund schlafen. Es folgen überraschende Sex-Themen, Komplimente, die Ladies zweifeln an Evans fortgeschrittenem Alter von schon 43 und berühren ihn prüfend, der Ärmste weiß bald nicht mehr, auf welchen Sessel er flüchten soll. Schließlich weiblicher Komplett-Kleiderverzicht und männliches Erliegen, es kommt zum Dreier.

Ein Drittel der Laufzeit verstreicht auf solche Art, und weil Eli Roth nie ein Regisseur bzw. Autor, sondern maximal Filmhandwerker war, schaut all das tatsächlich manierlich aus, ist jedoch nicht bloß spannungsbefreit, sondern auch steril unerotisch und dialogtechnisch erbarmungswürdig dämlich. Immerhin gibt Roth, ganz stolzer Gatte, seiner angetrauten Herzensdame die Chance, ihren entblätterten Körper von A nach B zu schaukeln, was sie ansehnlich erledigt.

Am nächsten Morgen packt Evan nun das schlechte Gewissen, er mag die Verführerinnen rauswerfen, diese erwidern auf angedrohten Polizeieinsatz, minderjährig zu sein. Kann nimmer stimmen und dürfte selbst nach Wegspachteln der Lackschicht aus den Gesichtern keinen überzeugen, dennoch fällt der Mann in Angst, die Schmusekätzchen hingegen fahren scharfe Krallen aus. Sie planen feministisch-mörderische Bestrafung des Fehltritts, für Evan geht’s nach einer Stunde Banalitäten ums (Achtung, übles Wortspiel!) nackte Überleben.

Klar gelingt Roth da weiterhin kein echter Home Invasion-Thriller oder gar Psychogramm humaner Abgründe, trotzdem darf man sich wenigstens halbwegs unterhalten fühlen, wenn unsere beiden Teufelsweiber richtig abdrehen. Keanu Reeves als Opfer versagt allerdings völlig – egal, ob er am Schlüpferknebel würgt, putzige verbale Rettungsversuche röchelt („I’m A Good Person!“), sich durch entschlossenen Gabelstich in Schmerz versetzt sieht oder akustische Folter erträgt.

Roth wiederum spannt, nachdem er sämtliche erwartbaren Stationen des Leids abhakte, final soziale Medien vor den Karren und läßt den moralischen Zeigefinger für die Pointe so richtig wackeln. In Your Face, Ihr bösen schwanzgesteuerten Kerle! Buh! Aber Eli, ja, der gehört zu den wackeren Guten.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...