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Lady Vengeance

Poesie einer langsamen Vergeltung

Das Engelsgesicht täuscht, die stille Schöne ist eine Mörderin. Vor 13 Jahren ging Lee Geum-ja für den Mord an einem kleinen Jungen ins Gefängnis. Kein schöner Ort, so ein Frauenknast. Mit Hartnäckigkeit und Tücke macht sich Lee jedoch Freunde und räumt jene Mitgefangenen aus dem Weg, die ihr schaden. Der Tag ihrer Entlassung setzt einen kalten und präzisen Plan in Gang. Sie wird jenen Mann bestrafen, der sie einst zwang, ein Verbrechen zu gestehen, daß sie nie begangen hatte. Sie will ihr altes Leben zurück. Helfen werden Lee all jene, denen sie während ihrer Haft zur Seite stand.

Das klingt nach KILL BILL, und doch ist LADY VENGEANCE vom thematisch verwandten Film weit entfernt, stilistisch und geographisch. Mit JOINT SECURITY AREA meldete sich 2001 ein junger Regisseur aus Korea zu Wort. Park Chan-wooks ungewöhnlicher Film war ein Versprechen, das er zu halten gedenkt. Mit SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE eröffnete er die "Rache-Trilogie", und spätestens seit OLD BOY weiß das Publikum, wie ernst es ihm mit den Moritaten über menschliche Abgründe ist. LADY VENGEANCE ist konsequentes Finale dieser Reihe und zweifellos der Höhepunkt. Behutsam entblättert sich die Geschichte. Unter dem dünnen Eis der Ballade von Rache und vermeintlicher Gerechtigkeit verbirgt sich dunkel und tief ein wahrlich meisterhafter Krimi. Dessen Puzzlesteine fügen sich nach und nach zusammen, und der Zuschauer erfährt den Grund für Lee Geum-jas Rachedurst. Er wird sich schon bald dabei ertappen, mit jedem ihrer Vergeltungsschläge zu sympathisieren, nicht umsonst hieß der Film ursprünglich SYMPATHY FOR LADY VENGEANCE.

Park Chan-wook zieht alle Register, um einen sinnlichen Film zu erschaffen, in dessen Poesie man sich schlichtweg verliert - die musikalische Untermalung ist zum Niederknien schön, jedes Bild ein kunstvolles Arrangement. Konsequenter als in den Vorgängern verfolgt er seine Geschichte, die mit aller Kraft die schmerzhaften Fragen des menschlichen Miteinanders einkreist. Er hinterfragt Selbstjustiz, den Wunsch nach Gerechtigkeit und Vergeltung und bringt den Zuschauer so weit, schließlich eine Vergebung herbeizusehnen.

Park Chan-wook ist ein brutales Meisterwerk gelungen, dessen Schönheit sofort beeindruckt. Viel langsamer ergreifen die Facetten der Geschichte Herz und Verstand, dafür aber um so nachhaltiger.

Originaltitel: CHIN-JEOL-HAN GEUM-JA-SSI

Südkorea 2005, 112 min
Verleih: 3L

Genre: Drama, Eastern

Darsteller: Lee Young-ae, Choi Min-sik, Kim Shi-hu

Stab:
Regie: Park Chan-wook
Drehbuch: Park Chan-wook

Kinostart: 01.02.07