Originaltitel: L’AUBERGE ESPAGNOLE

F 2002, 120 min
Verleih: Tobis

Genre: Komödie

Darsteller: Romain Duris, Judith Godrèche, Audrey Tautou, Barnaby Metschurat

Regie: Cédric Klapisch

Kinostart: 20.11.03

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L’auberge Espagnole – Barcelona für ein Jahr

Schön ist die Studentenzeit ...

Xavier stolpert eher durchs Leben, als daß er nun unbeirrbar dieses oder jenes Ziel verfolgte. So ist er dann auch Wirtschaftsstudent geworden. Genauso wurde er auf ein prominentes Austauschprogramm gestupst und fliegt nun als Erasmusstudent nach Barcelona. Im Innern toben eh schon länger ungewisse Stürme - er braucht mal Abstand von Mutti, seiner Freundin Martine und dem ganzen tumben Trott. Auch wenn dann doch die Abschiedstränen kullern. Daß in Spaniens Metropole der Bär steppt, merkt er schnell. Wenn’s auch erst einmal nur der stoisch tänzelnde Behördenbär ist. Denn auf dem Amt, einer Art Bafög-Bude, läuft’s wie’s jeder kennt: erst mal geht gar nichts, und am Ende wird’s schon irgendwie - Was stelln Se sich denn so an?

Dann trifft Xavier auf die unterforderte und leicht schräge Arztgattin Anne Sophie. Er nistet sich bei ihr und dem vielbeschäftigten Ehemann ein. Zuerst schleppt er sie durch die Stadt, kurz darauf auf die Matratze. Bald erhält er die Chance, in einer echten Bilderbuch-WG ein Zimmerchen zu bekommen. Hier kommt tatsächlich zusammen, was nach dem Maastrichter Vertrag zusammen gehört: Italiener, Spanier, Franzosen, Briten, Deutsche, Dänen und gar eine Andalusierin - obwohl sie dann wohl auch unter Spanien läuft. Die Sonne scheint, die Menschen sind fröhlich, Bad und Küche verdreckt - das Studentenleben läuft perfekt, wäre da nicht die eifersüchtige Martine, die sich zu Besuch ankündigt ...

Klapischs fabelhafte Komödie trifft genau den Ton, der jedem sehnsuchtsvoll ins Herz sticht und daran erinnert, welch holdes Glück es doch bedeutet, zum ersten Mal frei und unterwegs zu sein. Dieses endgültige Abnabeln von Muttern und Kindheit, vom Jugendzimmer, warmem Kakao und ganzen Socken. Dieses Durchatmen, kein scheuer Gedanke an Morgen, ans Gestern sowieso nicht. Herrlich! Und das erzählt Klapisch zudem in einer derart luftigen, unbekümmerten und witzigen Art, daß man glaubt, selbst an Xaviers Seite in dieser fabelhaften Metropole mit Stadtstrand zu weilen.

Das Zwerchfell verneigt sich zudem vor dem herrlich frechen Umgang mit all den Klischees, die sich zwangsläufig auftun, wenn man es mit preußischen Deutschen, goutierenden Franzosen und haarigen Italienern zu tun hat.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.