D 2007, 102 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Drama, Biographie, Schicksal

Darsteller: Max Riemelt, Uwe Ochsenknecht, Robert Gwisdek, Axel Stein

Regie: Adnan G. Köse

Kinostart: 24.04.08

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Lauf um Dein Leben

Eine gutgemeinte Wiederauferstehungsgeschichte

Ja, ja, die 80er waren eine schwierige Zeit, regelrecht orientierungslos. Der wilde leidenschaftliche Sex, die bunten Schlaghosen und der gut organisierte Drogenkonsum gehörten der Seventies-Vergangenheit an, es kam das große Erwachen, AIDS zog um die Welt, die Drogen wurden härter, schmutziger, gefährlicher, und es brach die Zeit wirklich schlimmer Frisuren an. Dieter Bohlen könnte - was keiner wirklich will - ein Lied davon singen.

Andreas Niedrig aber auch. Obwohl sein wie mit dem Lötkolben angepappter Nackenspoiler nicht Thema dieses Films sein soll, seine Heroinabhängigkeit hingegen schon, und vielmehr noch soll davon erzählt werden, wie dieser Andreas Niedrig nach immer heftigeren Drogenexzessen zu seinen Kumpels zurückfindet, zu seiner Lebensfreude, zu seiner Freundin Schneewittchen und zum kleinen Töchterchen, und vor allem - schließlich ist dies eine Heldengeschichte - zu sich selbst. Denn LAUF UM DEIN LEBEN - der doppelsinnige Titel impliziert es unverhohlen - ist eine vom Leben geschriebene Geschichte über einen Kampf und im Milieu des Sports angesiedelt. Andreas Niedrig nämlich ließ die 80er zurück, schnitt sich die Haare, bekam das mit den Drogen in den Griff und gewann den Ironman, den härtesten Triathlon dieser Welt.

Das klingt nach großer Botschaft, und genau das will der Film, wodurch er ziemlich unbrauchbar wird: "Hände weg von Drogen!" tönt reichlich platt aus dem Off, wenn da eben mal Platz für Sprechempfehlung ist. Denn in den wenigen Momenten, in denen man nicht zugesabbelt wird mit schlauen Versen, erklingt einer dieser beliebigen Emo-Songs, die auf drei schleifenden Akkorden in blöden Reim-Dich-oder-Ich-Freß-Dich-Versen und in hundsmiserablem Englisch aus deutschen Kehlen dringen. Ganz im Ernst, für jede Stimmung - oder das, was Adnan G. Köse dafür hält - hat er den passenden Jammersong parat. Das ist nervig, das ist ermüdend, legt aber vor allem das große Defizit dieses gutgemeinten Films frei: er müht sich erst gar nicht an einem ausgefeilten dramaturgischen Grundkonzept ab, klebt dafür brav Schnipsel an Schnipsel, einen Exzeß an den nächsten, läßt seinen Phönix aufsteigen, um gleich wieder abzustürzen, hetzt ihn von ziemlich unvermittelten Tobsuchtsanfällen in engen Buden auf einsame freie Waldwege. Bei den Trainingsläufen ist manchmal Niedrigs ehrgeiziger Vater zugegen - leider auch nur so eine Figur aus der Klischeeschatulle.

Daraus lugt auch noch zwei-, dreimal der Trainer, der im entscheidenden Finale nur Plattheiten wie "Teil Dir Deine Kräfte ein!" zu bieten hat. Diese Empfehlung der rechten Dosis hätte man in leicht abgewandelter Form auch Köse antragen sollen, denn nur weil Andreas mit ’ner Strickmütze uffm Kopp trainiert, wird aus ihm und dem ganzen Film noch lange kein ROCKY.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.