Originaltitel: LEGEND

GB/F 2015, 131 min
FSK 16
Verleih: StudioCanal

Genre: Action, Biographie, Krimi

Darsteller: Tom Hardy, Duffy, Christopher Ecclestone, Paul Bettany

Regie: Brian Helgeland

Kinostart: 07.01.16

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Legend

Tom Hardys Doppelrolle vorwärts

Daß Brian Helgeland ein ganz Wohlfeiler unter den Drehbuchautoren ist, zählt zu den gelüfteten Geheimnissen beiderseits des großen Filmteichs. Er war es schließlich, der aus James Ellroys schwarzem Roman L.A. CONFIDENTIAL dieses grandiose Skript geschliffen hat. Curtis Hanson konnte nicht mehr viel daran verderben.

Für LEGEND übernahm Helgeland selbst die Regie. Es überkommt ihn manchmal. Vielleicht wollte er als US-Amerikaner nur besondere Kontrolle haben beim Griff in die europäische, genauer englische, Geschichte. Gut, es ist Gangstergeschichte, aber dort kennt er sich ja aus. Und mit Dialogen wie diesem zweier Unterweltbürger: „Ich glaube, Reggie will sagen …“ – „Ich glaube, er weiß, was er sagen will. Er hat es ja gerade gesagt.“

Sie sind die Krays, einfach nur die Krays. Reggie und Ronnie, Zwillinge, berühmt, berüchtigt, begnadet. Denn auch zum Erpressen von Schutzgeld, zu Raub und Bandenbildung mit allen Folgen muß man taugen. Die Krays waren prädestiniert dafür. Was für sie als Kids auf den Straßen im Londoner East End begann, führte zwangsläufig bis in höhere Kreise. Reggie und Ronnie waren schon Legenden in den 60ern, durch Wahrheit und Dichtung sind sie es noch heute. Schließlich haben sie es nie versäumt, auch die Wohltäter zu geben, und so etwas kommt an beim Volk.

LEGEND bietet einen geschickten und durch Humor, Soundtrack, Geist und Charme besonders unterhaltsamen Kniff, denn er stellt nicht die Taten der Krays in den Mittelpunkt, obwohl einige zu zeigen Pflicht ist, um ihnen den Heldenstatus zu verwehren. Der in Farben, Ton und Geste bewußt stilisierte und die großen Epen des Genres ehrende Film konzentriert sich auf die ungleichen Brüder selbst – gejagt von Polizei und Konkurrenz, tanzend und taumelnd auf dem Hochseil ihrer Existenz bis zum Fall. Reggie, der Klügere, weil er nachgeben konnte. Ronnie, der Gestörte, weil er als krank galt. Handelnde Personen neben ihnen hatten wenige Chancen und bekommen auch im Film keine ab. Denn da ist ja noch Tom Hardy in einer potentiell ruhmreichen Doppelrolle vorwärts, der das An-die-Wand-Spielen trotzdem um zahlreiche Nuancen bereichert.

Wie Brian Helgeland ans Thema geraten ist, sollte erzählt werden: Während eines Projekts über die Rockband Led Zeppelin traf er aus deren Umfeld einen Mann, dem ein Finger fehlte und der gestand: „Den haben mir die Krays abgeschnitten!“

[ Andreas Körner ]