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Lila, Lila

Von falschen Schreiberlingen und gedämpfter Komik

Bereits Aesop warnte in einer seiner Fabeln davor, sich mit fremden Federn zu schmücken, bildhaft dargestellt durch das, je nach Übersetzung, mehr oder weniger finstere Schicksal einer Krähe. Plagiate und Betrug waren also schon immer verteufelt. Aber mal ehrlich – wer würde die vom Schicksal gegebene Chance zur Image-Aufpolierung nicht nutzen, wenn es um die hehre Liebe geht?!

So wie bei David. Der Mann arbeitet als Kellner und hält sich stets im Hintergrund, leider allerdings auch privat, weswegen ihn niemand wahrnimmt. Vor allem Frauen übersehen den linkischen Burschen quasi, weswegen seine Liebe zu Literaturstudentin Marie eben eine heimliche bleibt. Traurig, traurig. Doch Kollege Zufall meint es gut mit David, welcher zufällig ein Manuskript findet, welches er Marie gegenüber als sein Werk ausgibt und sie bittet, es zu lesen. Marie ist nicht nur vollkommen hin und weg, sondern auch spontan entflammt, man wird flugs ein Paar. Schön, schön.

Aufgrund ihrer Begeisterung reicht Marie besagtes Manuskript schließlich bei einem Verlag ein, dessen Reaktion ähnlich positiv ausfällt. Der Bestseller „Lila, Lila” ist geboren, David steigt zum neuen Stern am Literaturhimmel auf, was natürlich weitere Lügen nach sich zieht. Und dann steht eines Tages während einer Autogrammstunde plötzlich Jacky vor David – der wahre Autor von „Lila, Lila”. Problem, Problem …

Was wir da haben, ist eine sympathische Geschichte in adäquater Umsetzung, die aber zu offensichtlich auf ihre Niedlichkeiten abzielt. Etwa dann, wenn das junge Glück Wortkreationen wie „Verliebungsgeschenk” aus der Taufe hebt, oder David und Marie des nächtens verträumt Schlittschuh fahren und nebenher eine der unzähligen Versionen von Nat King Coles „Perhaps, Perhaps, Perhaps” ertönt. Da kuschelt man sich schmachtend noch tiefer in den Kinosessel.

Darunter leidet indes der Witz, obwohl Marie tatsächlich einige wirklich gute Oneliner zugestanden bekommt, weil er bieder bleibt oder schlimmstenfalls zu breit ausgewalzt wird – beispielsweise verliert deswegen Davids Kampf mit Fremdwörtern während einer Lesung deutlich an Komik. Überhaupt: Mit allgemein mehr Mut zum Tempo (wo bleiben letztlich die verleihseitig gepriesenen „turbulenten Verwicklungen?”) und weniger Gefühligkeit wäre das eine tolle Komödie geworden. In der jetzigen Form bleibt aber immerhin zu resümieren: nett, nett.

D 2008, 104 min
FSK 6
Verleih: Falcom

Genre: Literaturverfilmung, Komödie, Liebe

Darsteller: Daniel Brühl, Hannah Herzsprung, Henry Hübchen, Kirsten Block, Marie Gruber

Regie: Alain Gsponer

Kinostart: 17.12.09

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...