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Lost Place

Der Zuschauer auf verlorenem Posten

Daniel und Thomas sind beste Freunde, obwohl sie augenscheinlich nicht viel gemeinsam haben. Die beiden sind mit Elli und Jessi zu einer Geocache-Schatzsuche verabredet. Schnell sind die Koordinaten entschlüsselt und die Rätsel gelöst. Ein verlassener Campingplatz auf einem ehemaligen militärischen Sperrgebiet ist das Ziel der Reise. Doch ihre eigentliche Geschichte beginnt gerade erst.

Daß die sehr düster und gruselig werden soll, wird dem Zuschauer von der ersten Minute an mehr als deutlich präsentiert. Die Hand eines Toten, groß und bedeutungsschwanger hinter den Rücken der Protagonisten von der Kamera ins Bild gefahren. Ein dauerhaft Unheil verkündender Soundtrack und auch die horrortypisch entsättigten Bilder haben es uns längst verraten: Hier wartet eine Gruselgeschichte. Leider kommt die genauso spannungslos wie vorhersehbar daher. Schon die Figurenkonstellation ist aus etlichen Geschichten desselben Genres bekannt und birgt kaum Überraschungen. Ein heimliches Genie, ein Draufgänger, eine etwas dumme Schönheit und eine Heldin mit einem verborgenen Makel. Die stereotypen Figuren erleiden dann auch schnell ihr stereotypes Schicksal. Dabei will LOST PLACE gar kein Genrefilm sein, bedient sich aber trotzdem allzu oft der genretypischen Mittel des amerikanischen Teenhorrors.

Auch die Geschichte fesselt nicht wirklich. Zu unbestimmt bleibt die Bedrohung, zu unklar die Hintergründe. Elektrische Strahlung, die unsere Gedanken beeinflussen kann ... Was in einer Talkshow gut als Zivilisationskritik taugt, weil es eine intellektuell faßbare Gefahr darstellt, ist in einem Mystery-Thriller jedoch schwer umsetzbar. Um das unsichtbare Böse greifbar zu machen, braucht es starke atmosphärische Momente. Da hilft es nicht, das Sounddesign immer wieder kreischend über die sich krümmenden Hauptdarsteller hinwegfegen zu lassen.

Sehr bemerkenswert dagegen ist der überraschend zurückhaltende Einsatz von 3D, das hier ohne die üblichen Spielereien auskommt. Keine Gegenstände, die sinnlos in den Zuschauerraum ragen, nichts, was ständig ohne erkennbaren Grund durch die Luft fliegt. Oft wird einfach auf die natürliche Tiefenwirkung der Szene gesetzt. Hier zeigt der Film, daß 3D nicht nur spektakuläre Attraktion sein muß, sondern tatsächlich als Teil einer Filmsprache, als integriertes künstlerisches Konzept ohne Sensationslust funktionieren kann. Dieser Mut verdient größten Respekt, und es wäre wünschenswert, wenn die Suche nach solchen Verwendungen öfter so verlaufen würde.

D 2013, 101 min
FSK 12
Verleih: NFP

Genre: Psycho, Thriller

Darsteller: François Goeske, Jytte-Merle Böhrnsen, Pit Bukowski, Josefine Preuß

Regie: Thorsten Klein

Kinostart: 19.09.13

[ Marcel Ahrenholz ] Marcel mag Filme, die sich nicht blind an Regeln halten und mit Leidenschaft zum Medium hergestellt werden. Zu seinen großen Helden zählen deshalb vor allem Ingmar Bergman, Andrej Tarkowskij, Michelangelo Antonioni, Claude Sautet, Krzysztof Kieslowski, Alain Resnais. Aber auch Bela Tarr, Theo Angelopoulos, Darren Aronofsky, Francois Ozon, Jim Jarmusch, Christopher Nolan, Jonathan Glazer, Jane Campion, Gus van Sant und A.G. Innaritu. Und, er findet Chaplin genauso gut wie Keaton ...