D 2009, 100 min
FSK 6
Verleih: Warner

Genre: Tragikomödie, Liebe

Darsteller: Christian Ulmen, Nadja Uhl, Til Schweiger, Justus von Dohnányi, Florian David Fitz

Stab:
Regie: Simon Verhoeven
Drehbuch: Simon Verhoeven

Kinostart: 08.10.09

5 Bewertungen

Männerherzen

… schlagen kaum für deutsches Filmgut

Was ist denn bloß mit Günther los? Der so einsame wie linkische Mann verschreckt potentielle Herzensdamen bei ersten Dates durch blutrünstige Geschichten und macht sowieso alles falsch. Momentan stalkt er Susanne, deren Verhängnis es war, ihm an der Tiersupermarktkasse Sammelherzchen anzubieten, einlösbar gegen eine Milbendecke. Doch Susanne hat für Amouröses zur Zeit eher keinen Nerv, sondern ihren Ex Roland am Hacken, der auf Wiedervereinigung pocht. Probleme, mit denen sich Womanizer Jerome nicht herumschlägt, denn für ihn heißt es ja sowieso ständig: „Die Nächste, bitte!“, wohingegen Niklas eigentlich den Bund fürs Leben schließen will, aber jetzt plötzlich kalte Füße bekommt. Soll er seine ganze sexuelle Energie wirklich auf eine einzige Frau konzentrieren?! Eine Frage, über die er fast Kumpel Philip vergißt, der gerade Vater wird – ungeplant, ungewollt. Das Testosteron-Sextett vervollständigt Bruce, seines Zeichens Schlagerstar und geschlagen mit der Unsicherheit, ob ihn alle nur seiner Musik wegen mögen.

Dieses Grüppchen, vom Pressetext vollmundig als „fünf Prototypen des starken Geschlechts“ (Zählen will gelernt sein!) bezeichnet, taumelt anfangs tatsächlich ziemlich witzig durch den chaotischen Liebes-Kosmos. Da ist das Hemd Günther in der Sauna unter allerlei Muskelpaketen herrlich fehl am Platz, sorgen skurrile Nebenfiguren für Freude, oder trifft mancher verbale Gag sicher ins Schwarze. Aber ach, Simon Verhoeven schwebte mit Skript und Regie weit Größeres vor, und schon bald ereilt die MÄNNERHERZEN bleierne Dramatik, welche jede anfängliche Leichtigkeit bis tief unter den Boden der Tatsachen zieht. So ziemlich jeder Charakter muß geläutert werden, alle hüten Geheimnisse – und seien es bloß schreckliche bürgerliche Namen –, während die Symbolik-Keule ohne Erbarmen über dem unterhaltungswilligen Zuschauer kreist. Was schon deswegen nicht funktionieren kann, weil hier jeder Ernst derart ungeschickt umgesetzt wird, daß selbst der traumatisierte Roland zwar theoretisch den meisten Hintergrund besitzt, praktisch indes die schwächste Figur bleibt. Auch eine Leistung.

Gegen solche Unausgewogenheit siegt nicht mal ein hoffentlich satirisch gemeintes, da vor erheiterndem Pathos nur so triefendes, Musikvideo im Abspann. Was bleibt, ist deutsches Kino, das bei einem Privatsender besser aufgehoben wäre. Mal wieder.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...