Originaltitel: GET HIM TO THE GREEK

USA 2010, 109 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Roadmovie, Klamotte

Darsteller: Rose Byrne, Jonah Hill, Russel Brand, Colm Meaney, Sean „P. Diddy" Combs

Regie: Nicholas Stoller

Kinostart: 02.09.10

Noch keine Bewertung

Männertrip

Tot oder nicht tot ist hier nicht wirklich die Frage

Es gibt Filme, die sind ein knallhartes Überlebens-Training für Toleranz und Gleichmut. Und es gibt Filme, die würden sogar Buddha sein supertolerantes und supergleichmütiges Lächeln ganz lässig aus dem Gesicht wischen. Filme wie MÄNNERTRIP nämlich.

Aaron, der übergewichtige und überambitionierte Praktikant in einem Musiklabel, soll den exaltierten Rockstar Aldous Snow zu dessen großem Comeback von London nach Los Angeles begleiten. Was sich insofern als schwierig erweist, als daß Aldous all das macht, was ein echter Rockstar eben so macht. Voll auf Drogen sein, ohne Unterlaß Groupies vögeln, pöbeln und posen. Und ansonsten Termine und Vereinbarungen ignorieren. So wird die Reise von der einen in die andere Metropole zur echten Herausforderung für Aaron.

Es wird viel gekotzt, es gibt Zoten ohne Ende und auch mal ein paar nackte Titten. Wow! Es gibt Auftritte von Katy Perry, Christina Aguilera oder Pink. Noch mal Wow! Es gibt muffige, verlogene Sentimentalitäten in ebensolchen Dialogen, die von wahren, inneren Werten und echter Liebe und derlei Kram schwadronieren. Und es gibt Musik, die noch abgestandener, aufdringlicher und uncooler ist als die Mugge von Guns’n’Roses. Die nun fallen einem nicht nur deshalb ein, weil hier der Soundtrack so ähnlich blechern hallt wie die Songs dieser Band, sondern auch, weil Rocker Snow vom britischen Comedian Russel Brand gespielt wird, der sich in Gestus und Aussehen wohl an Roses-Gitarrist Slash orientierte. Und wenn man das dann sieht und dazu vielleicht noch einen schlechten Tag hat, wächst in einem unaufhörlich der Gedanke, das Rock’n’Roll ja aber auch so was von absolut tot ist. Aber letztlich ist das alles völlig wurscht.

MÄNNERTRIP wird nicht die letzte Heimsuchung sein, die Nicholas Stoller und Judd Apatow, das Erfolgsteam, das etwa schon NIE WIEDER SEX MIT DER EX verbrochen hat, auf die Menschheit loslassen. Und ein Teil dieser Menschheit wird da viel und herzig drüber lachen. Und ja, es gibt Schlimmeres, wenn auch kaum was Dümmeres. Und ja, wir sind tolerant und sagen: Jeder, wie er lustig ist, auch wenn hier nichts lustig ist. Und nein, Rock’n’Roll ist nicht tot (und das Kino auch nicht). Auch wenn es hier schwer fällt, das zu glauben ...

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.