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Maggies Plan

Wunderbare Antiromanze

Dieser urkomische Film lebt vor allem von einer bezaubernden Greta Gerwig, die in der Rolle der Maggie wieder all das ist, was wir an ihr schon als FRANCIS HA so mochten: Sie ist ein bißchen neurotisch, aber umwerfend authentisch und vor allem ehrlich zu sich selbst. Maggie weiß, daß sie nicht wirklich für eine Beziehung gemacht ist, weil sie dazu neigt, sich in ihnen zu verlieren und sich schnell wieder zu entlieben. Zudem bevorzugt sie pragmatische Entscheidungen und behält gerne die Kontrolle. Das steht natürlich einer Romanze im Weg. Deshalb will die Mittdreißigerin jetzt ein Kind mit einem ehemaligen Kommilitonen zeugen, der gut in Mathe war und mittlerweile erfolgreich die besten sauren Gurken Amerikas vertreibt. Das Kind will sie aber alleine großziehen.

Da kommt jedoch John (wie immer ein wenig so aussehend, als ob er leicht müffelt: Ethan Hawke) des Weges. Frustriert in seiner Ehe mit der hochintelligenten Karrierefrau Georgette (wunderbar kapriziös: Julianne Moore), schreibt er gerade an einem Buch, das natürlich von seiner Ehe handelt. Mit dem Instinkt des narzißtischen Trüffelschweines, das er nun mal ist, weiß John sofort, daß Maggie die Richtige ist, sein Selbstbewußtsein wieder aufzupeppen. Und Maggie verliebt sich. Sie liest sein Manuskript, hört ihm zu, bekommt mit ihm das geplante Kind, um sich kurze Zeit später verantwortungsvoll um alle Alltäglichkeiten zu kümmern. John verfolgt nun seine Pläne und diskutiert diese täglich mit Georgette am Telefon, während sich Maggie im langweiligsten, naivsten und pflegeleichtesten Charakter in Johns Manuskript wiedererkennt. So hat sich Maggie ihr restliches Leben nicht vorgestellt. Sie beschließt, daß John und Georgette wieder zusammenkommen müssen.

Rebecca Miller inszeniert mit diesem, wenn man so will, antiromantischen Setting die Selbstermächtigung einer jungen Frau mit viel Humor und Chuzpe und jongliert gekonnt ironisch mit allen Klischees einer Beziehung. Dabei bringt sie all dieses „Oh-dieser-tolle-Mann-will-mich“ und „Meine-Liebe-wird-ihn-retten“-Gedöns durch den analytischen Blick Maggies auf eine einfache Formel: Wenn Du weißt, daß Du zu denen gehörst, die dazu tendieren, den „Dreck“ anderer wegzumachen, und dabei vergißt, ausreichend an Dich zu denken, sorge dafür, daß Du alleine lebst. Recht hat sie, die Maggie!

Originaltitel: MAGGIE’S PLAN

USA 2015, 98 min
FSK 0
Verleih: MFA

Genre: Komödie

Darsteller: Greta Gerwig, Ethan Hawke, Julianne Moore

Regie: Rebecca Miller

Kinostart: 04.08.16

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...