D 2007, 103 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Drama, Erwachsenwerden, Musik

Darsteller: Elinor Lüdde, Thorsten Merten, Ulrike Krumbiegel

Regie: Hagen Keller

Kinostart: 27.03.08

1 Bewertung

Meer is nich

Warum in die Ferne schweifen ...

... wenn man auch Filme in der Region machen kann. Das dachten sich Hagen Keller und die ostlicht-Filmproduktion und siedelten die Coming-Of-Age-Story um die 17jährige Lena in Weimar an. Lena ist auf der Suche nach etwas, was sie wirklich erfüllt. Sie will sich nicht - bevor ihr Leben richtig losgegangen ist - schon abfinden mit Vorhersehbarem und entdeckt das Schlagzeugspielen für sich. Andersdenken liegt bei ihr in der Familie. Ihr Vater baute zu Ostzeiten im Ausland Brücken und sieht nicht ein, nach der Wende unter seinen Fähigkeiten zu arbeiten. Lieber sitzt er Zuhause, philosophiert über Politik und plant weiter Brücken, die wahrscheinlich nie einer bauen wird. Gegenpol ist seine Frau, die den Weg des Pragmatismus eingeschlagen hat und Tag für Tag Projektierungsdaten in den Computer tippt und damit die Familie ernährt. Zwei Realitäten prallen aufeinander. Lena, die ihrem Vater seine Verweigerungshaltung entgegenhält, während er ihr einen sicheren Job antragen will, wird das erste mal in ihrem Leben auf sich selbst zurückgeworfen.

Die Vater-Tochter-Reiberei ist auch der interessanteste Part des Films, spricht er doch einen tief sitzenden Konflikt der Generationen an, den man immer noch an den Abendbrottischen im Osten Deutschlands austrägt: wie kommt man im Westen an und zu welchem Preis? Was fängt man mit der ach so unendlichen Wahlfreiheit an, die leider nicht in Kombination mit Sicherheit daherkommt? Wäre Hagen Keller in seinem Langspielfilm-Debüt näher an diesen intensiven Momenten geblieben und hätte sich beispielsweise nicht in detailverliebten Landschaftsaufnahmen verloren, in denen immer wieder der alte Gemüsehändler Apel mit seinem Laster auftaucht, um als Engel der Landstraße Lena zum nächsten Teil der Geschichte zu karren, könnte man diesen Film als eine interessante Sozialstudie in der ostdeutschen, intellektuellen Mittelschicht beschreiben. Doch Keller fehlt in wichtigen Momenten das Fingerspitzengefühl für die Stimmung einer Situation. Auch die zahlreich eingesetzten Laiendarsteller tragen nicht immer, und der Film gleitet zuweilen in die Untiefen einer TV-Soap ab. So gerät seine Hymne auf die rebellierende Jugend in der Provinz zuweilen ungewollt provinziell.

Elinor Lüdde, die Lenas Schnoddrigkeit und Selbstzweifel überzeugend darstellt, sollte man jedoch im Auge behalten, vielleicht kommt das nächste große Schauspieltalent tatsächlich aus Weimar.

[ Susanne Schulz ]