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Mein letzter Film

Von einer starken Frau

Marie hat genug. Einfach genug. Alles gegeben, alles gespielt, alles erlitten. Und gehen soll man eh, wenn das Leben vielleicht nicht am schönsten, aber noch zu ertragen und verändernswert ist. Marie ist Schauspielerin und hat einen jungen Mann in ihre Wohnung gebeten, der alles dokumentieren soll: wie sie packt, sich entsetzt über die Schnelligkeit der Jahre, wie sie reflektiert, Kleines groß macht und Großes untergräbt.

Wie sie sich erinnert. An ihren Ex Richard beispielsweise. Der hat sie gefördert, mit ihr gearbeitet und lange zusammengelebt. Eines Tages wurde selbst sie - selbst die gutgläubige Marie - der Lügen ihres Mannes überdrüssig. Marie kann dabei lakonisch sein, auch wenn mehr Schmerz manchmal einfach nicht ging. Da war Paul anders. Politiker und trotzdem sensibel. Paul tat gut. Auch Maries Kleider erzählen Geschichten. Ach ja, abnehmen will sie auch noch ein bißchen. Die verdammte Schnelligkeit der Jahre. Doch Marie steht auf. Sie packt und geht. Wenn sie am kraftvollsten ist, soll keiner ihrer bisherigen Wegbegleiter davon etwas abhaben. Und der junge Mann soll es noch dokumentieren. Ihren letzten Film ...

Kennen Sie das Gefühl, wenn einem der Atem stockt, weil man einen Menschen erlebt, der intelligent, schön und charismatisch zugleich ist? Bei Marie könnten Sie’s wieder fühlen. Und schuld daran ist vor allem Hannelore Elsner. Sie verschlingt Marie, sie spiegelt die Verwandlung von der Puppe über den Schmetterling zur starken Frau in jedem Lachen, in jedem Fältchen, mit jedem Augenaufschlag und jeder Träne wider. Hannelore Elsner rückt uns mit ihrer herzschlagenden Darbietung auf den schmerzlichsten Fleck unserer Seele, und nur deshalb, weil wir es wollen. Weil wir es brauchen. Weil wir es kennen.

Stärke, Schönheit, Intelligenz. Da zählen keine flüchtigen Erfolge, kein berauschender Besitz. Von jenen, denen dies zu viel bedeutete, hat sich Marie längst getrennt. An ihnen ist sie vorbei geschritten. Hannelore Elsner spielt diesen Aufrechtgang, dieses Erwachen uneitel, aufwühlend, neuartig.

Wissen Sie, was Hannelore Elsner für das deutsche Kino ist? Luxus und Fügung.

D 2002, 90 min
Verleih: Ottfilm

Genre: Literaturverfilmung, Drama

Darsteller: Hannelore Elsner

Regie: Oliver Hirschbiegel

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.