D 2019, 95 min
FSK 0
Verleih: Wild Bunch

Genre: Abenteuer, Erwachsenwerden, Kinderfilm

Darsteller: Meggy Hussong, Yola Streese, Carolin Kebekus, Milan Peschel

Regie: Neele Leana Vollmar

Kinostart: 29.08.19

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Mein Lotta-Leben

Kribblig-überdrehter Familienspaß

Deutsche Filmroduzenten und Förderinstitutionen sind bekanntermaßen bei Kinderfilmen wenig risikofreudig und greifen daher gern auf Stoffe zurück, die schon als Buch erfolgreich sind. Auch Dagstar und Lieblingsfilm setzen mit der ersten Verfilmung der „Mein Lotta-Leben“-Reihe auf diese sichere Bank: „Da jedes Jahr zwei Bücher auf den Markt kommen, ist es zudem eine wachsende und sehr lebendige Marke,“ läßt eine Produzentin im Presseheft verlauten. Was viel aussagt über die Mentalität von Produktionsfirmen und Verlagen, die jeden halbwegs populären Stoff gleich in Serie auswalzen und damit für eine gewisse Monotonie im Bücherregal und schließlich auch im Kino sorgen. 

Diese Anmerkung zur Stoffauswahl sagt jedoch nichts über die Qualität des Kinowerks. Tatsächlich ist die Adaption MEIN LOTTA-LEBEN ein temporeicher und witziger Film, der den überdrehten Geist der comichaften Tagebücher von Lotta gut auf die Leinwand transportiert. Drehbuchautorin Bettina Börgerding hat aus Motiven der ersten Bände eine runde Erzählung gestrickt. Dabei fehlen auch nicht die frechen Strichzeichnungen von Illustratorin Daniela Kohl, die den Protagonisten im Film ebenfalls wild um die Köpfe wabern und eine eigene Erzählebene aufmachen. Die Darsteller agieren lustvoll übertrieben, allen voran Milan Peschel als tiefenentspannter Heiner Krishna und Carolin Kebekus als Lehrerin Frau Kackert.

Doch worum geht es nun? Die 10jährige Lotta erträgt ihre chaotische Familie (die beiden „Blödbrüder“, die indienbegeisterte Mutter und den korrekt-gescheitelten Lehrer-Vater) nur mit Hilfe ihrer etwas altklugen Freundin Cheyenne. Die zwei aufgeweckten Mädchen und der nerdige Paul bilden die Außenseiter-Bande der „Wilden Kaninchen“ und trotzen damit sowohl den eingebildeten „Lämmer-Girls“ als auch den „Rockern“ aus der Klasse. Aber als die reiche Tussi Berenike die gesamte Schule außer Lotta und Cheyenne auf ihre Party einlädt, wären sie doch gern dabei. So schmieden sie allerhand Pläne.

Dabei spielen ein Kaninchen, eine verrückte indische Flöte und der angehimmelte YouTube-Star Marlon (schmalztropfend gegeben von Teen-Idol Lukas Rieger) entscheidende Rollen. Vor allem aber wird die Freundschaft der Mädchen über all diesen Turbulenzen auf eine harte Probe gestellt. Nur was Flamingos mit Bingo, worauf der Untertitel verweist, zu tun haben, erfährt man nicht, aber das ist zu verschmerzen.

[ Dörthe Gromes ]