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Meine schöne Bescherung

Wer ist hier der Vater? Ein allzu lustiges Ratespiel

Es ist November, die Weihnachtsindustrie hat längst mit Wichtelfleiß ihren überdimensionalen Gabenteller aufgestellt. Darauf auch die eine oder andere Filmrolle. Daß sich nun die deutsche Regisseurin Vanessa Jopp darunter mischt ... Aber sie ist ja inzwischen ein großes Mädchen ihrer Branche und wird wissen, was sie tut. Und wahrscheinlich hat sie sogar Recht, also Erfolg damit. Betrachten wir die Sache vom Standpunkt ihrer Komödie aus.

Das Konzept ist ja ganz klar: Heiligabend eignet sich einfach am besten, um Familienturbulenzen in Orkanstärke zu versetzen. Und je größer die Familie, desto schwindelerregender die Abgründe. Also hat Gastgeberin Sarah (Martina Gedeck als gebärfreudige Übermutter) eben viele Kinder von mehreren ehemaligen Männern; nur von ihrem aktuellen Ehemann Jan, Heino Ferch als verunsicherter Mustergatte, hat sie noch keins. Dabei wünscht sie sich so sehr ein Kind der Liebe von ihm. Was tut sie also? Sie lädt gegen Jans Willen alle Exe und ihren neuen Anhänge sowie ihre Mutter zum Gänsebraten. Und Jan dreht am Rad. Warum? Das kleine Geheimnis bleibt nun doch in seiner Verpackung. Aber vielleicht kommen Sie drauf.

Auf dem Verwicklungsprogramm stehen jedenfalls komödienbewehrte Punkte wie Männersaunieren, nackte Schneeballschlachten im Garten, ein besoffener Weihnachtsmann und ein paar obligatorische Coming-Outs. Die Wortgefechte bleiben dabei häufig auf dem Niveau von: Mama, ich will nicht, daß Du mit dem Fettsack zusammen bist, worauf selbstredend ein Tritt ins Schienbein des Mannes folgt. Ansonsten rackern sich die Ehemänner mit ihrem Potenzgehabe und die Ehefrauen mit ihren Sticheleien am Thema ab. Aber welches Thema? Hauptsache so richtig schön schwarz und böse - nur tut es leider keinem weh. Die ansonsten völlig überflüssige Großmutter bringt es auf den Punkt: Wenn man eine alternde Sexkommune mag!

Bleibt kaum zu erwähnen, daß ein paar bekannte Gesichter die Sache aufwerten sollen: Jasmin Tabatabai als toughe Knack-Rita und Meret Becker in ihrer Paraderolle als Opferlamm. Das ganze ist wahrlich so neu wie Coca Cola. Zu empfehlen für den zweiten Weihnachtstag nach ein paar Bechern Glühwein.

D 2007, 92 min
Verleih: X Verleih

Genre: Komödie

Darsteller: Martina Gedeck, Heino Ferch, Jasmin Tabatabai, Meret Becker

Regie: Vanessa Jopp

Kinostart: 22.11.07

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...