Originaltitel: BRAVE

USA 2012, 94 min
FSK 6
Verleih: Disney

Genre: Computeranimation, Märchen, Kinderfilm

Stab:
Regie: Mark Andrews
Stimmen: Nora Tschirner

Kinostart: 02.08.12

1 Bewertung

Merida

Wenn 13 eben keine Unglückszahl ist ...

... dann hat Pixar wieder zugeschlagen, denn auch das nunmehr 13. Kinoabenteuer der Genialitätsschmiede erweist sich vom Vorfilm bis zum Abspann als meisterhaft. Obwohl’s doch eigentlich bloß ein simples Märchen ist – oder nicht?

Die titelgebende Heldin lernen wir in Kindertagen kennen. Prinzessin, rote Haare, aufgeweckt, liebevolle Eltern. Aber daß die schottischen Highlands Gefahren bergen, stellt sogleich ein dämonischer Bär klar und bringt Meridas Vater um ein Bein, was später noch Relevanz besitzt. Vorerst wächst das Mädchen indes zur jungen Dame heran und leidet unter 1000 Regeln, festgetackert von Königin und Mutter Elinor. Jetzt steht gar eine Zwangsheirat an, doch nicht mit Merida! Sie flüchtet in den Wald, trifft dort eine nette alte Dame und durchschaut deren Profession sofort: Zwar tarnt sich die Omi als „gewitzte Schnitzerin“, doch eigentlich handelt’s sich um eine Hexe. Flugs wird ein Zauberkeks bestellt und gebacken, der Mami zugänglicher stimmen soll. Aber wie’s mit Magie nun mal so ist – zu Risiken und Nebenwirkungen ...

Das mag handlungstechnisch jetzt keinen Innovationspreis gewinnen, zugegeben, allerdings macht immer noch der Ton die Musik. Und wie mühelos hier Coming Of Age-Elemente, brüllkomische Dialoge, dezente Anzüglichkeiten (Bären-Busenklatscher!) sowie rasante Action ihre nahtlose Symbiose eingehen, davon können sich so ziemlich alle anderen Studios eine dicke Scheibe abschneiden. Selbst der grundsätzlich überraschungsfreie Showdown gerät da zur aufregend spannenden Angelegenheit, wohingegen die emotionale Erlösung zum Seufzen verführt. Daß außerdem auf technischer Seite Perfektion geboten wird, muß kaum explizit erwähnt sein. Ein Fest für die ganze Familie also, bloß Papa sollte sich eher warm anziehen, denn Männer kommen überhaupt nicht gut weg.

Und weil wir im Text jetzt gerade bei Frauenpower anlangen, noch mal schnell zurück zur vorher erwähnten Hexe: Schon sie allein vermag es, neue Genre-Maßstäbe zu setzen. Was wenig verwundert, wenn sich die angedeutet geniale Animation, überbordende Ideen und eine Synchronsprecherin, welche ihren Job mit hörbarer Freude ausführt, in der Mitte treffen. Für den höchst unwahrscheinlichen Fall, daß den Kreativen bei Pixar fürs nächste Wunderwerk nichts einfallen sollte, haben wir daher einen heißen Tip: Die Hexe braucht unbedingt einen eigenen Film!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...