Originaltitel: MIA ET LE LION BLANC

F 2018, 97 min
FSK 6
Verleih: StudioCanal

Genre: Abenteuer, Kinderfilm

Darsteller: Daniah de Villiers, Mélanie Laurent

Regie: Gilles de Maistre

Kinostart: 31.01.19

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Mia und der weiße Löwe

Echte Löwen, echte Gefühle

Löwen im Film sind charakterlich immer klar aufgeteilt: Mal sind sie reine Bedrohung und Wildheit, wie etwa in DER GEIST UND DIE DUNKELHEIT. Oder sie sind lieb und knuffig, des Menschen bester Freund, wie in FREI GEBOREN. Imposant sind sie in jedem Fall, zumal die Kamera sie liebt. Was sich jetzt auch anhand von MIA UND DER WEISSE LÖWE bestens zeigt. Ein Film, opulent fotografiert und mit einem echt imposanten Hauptdarsteller. Charlie heißt der und ist nicht nur ein Löwe, sondern auch noch ein weißer Löwe. Eine Seltenheit, ein Wunder der Natur. Und ist Charlie als Baby noch ganz und gar lieb und knuffig, darf er späterhin effektvoll zeigen, was er ja ohne Zweifel auch ist: ein Wild-, ein Raubtier nämlich.

Elf Jahre jung ist Mia, als sie mit ihrer Familie von London nach Südafrika umzieht, wo ihr Daddy eine Farm mit Löwenzucht übernimmt. Von der Großstadt in die Savanne – Mia ist echt angeödet von diesem Ortswechsel. Was sich schlagartig ändert, als das Löwenjunge Charlie auftaucht. Bald sind die beiden unzertrennliche Freunde, werden quasi gemeinsam erwachsen. Das allerdings bedeutet für Charlie, daß Mias Vater das ausgewachsene Tier bald verkaufen will. Im Klartext: Charlie soll für solvente Großwildjäger zum Abschuß freigegeben werden. Was Mia natürlich unmöglich zulassen kann.

Drei Jahre Drehzeit nahm dieser Film in Anspruch. Und das hat sich gelohnt. Denn man sieht, man spürt in jeder ihrer gemeinsamen Szenen diese verrückte, klare, aufmerksame Nähe und Vertrautheit zwischen Mia und Charlie. Und das heißt ja zwischen Schauspielerin und Tier, die sich hier ja – sozusagen naturgegeben – beiderseits nichts vorspielen können. Das hat fast eine dokumentarische Qualität. Und eine Intensität, die keine computeranimierte Interaktion zu erreichen vermag.

Echte Löwen und somit – zumindest was die Wildkätzchen angeht – echte Gefühle in einem Film, der dabei seine Geschichte in klassischer Familienkino-Manier erzählt. Und das in großartiger Kulisse. Da flirrt und staubt die Weite der Savanne, da wogen die grünen Hügel Afrikas wie beim ollen Hemingway. Nur, daß im Gegensatz zu dem Großwildjäger heute statt Charisma und Mumm nur einfach zu viel Geld und Hybris bei zu wenig Charakter haben. Die Seitenhiebe des Films auf diese Klientel haben auch deshalb was Befriedigendes. Von den Prankenhieben ganz zu schweigen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.