Originaltitel: THE WORLD’S FASTEST INDIAN

Neuseeland 2005, 127 min
Verleih: Universum

Genre: Tragikomödie, Sport

Darsteller: Anthony Hopkins, Diane Ladd, Chris Washington, Aaron Murphy

Stab:
Regie: Roger Donaldson
Drehbuch: Roger Donaldson
Produktion: Roger Donaldson

Kinostart: 26.10.06

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Mit Herz und Hand

Lebensabend am heißen Ofen

Wenn von Filmen die Rede ist, die keinen richtigen Platz im Regal oder, viel trauriger, kein ewiges Plätzchen im Herzen gefunden haben, spricht man höflich von "Special Interest". Um höflich zu bleiben: In diesem Fall sollten die Interessen schon sehr speziell sein. Zum Beispiel am PS-starken Lebenstraum der Tüftler- und Rennfahrerlegende Burt Munro. Seine Biographie, eine echte Mutmachgeschichte für rührige Pensionisten, war Inspiration für ein immerhin rührendes Roadmovie.

In Invercargill, einem verschlafenen neuseeländischen Nest in den 60er Jahren, werkelt Burt, selbst in den 60ern, an einem wenig jüngeren Motorrad. Beide haben so ihre Macken. Die "Indian" zum Beispiel verliert hin und wieder ein Stück Außenverkleidung, während Easy Rider Sr. selbstvergessen in den Garten pinkelt oder die Nachbarn mit Beschleunigungsversuchen aus dem Schlaf reißt. So oder so - Ziel der Übungen sind die US-amerikanischen Salztonebenen bei Bonneville und ein lebensgefährlicher Rekord für die Ewigkeit. Mit geborgtem Geld und angegriffenem Herzen macht sich der Provinzler auf den episch ausgebreiteten Weg ins gelobte Land des Geschwindigkeitsrausches. Dort wimmelt es von allerhand merkwürdigen Reisebekanntschaften, unter denen der Hollywood-Transvestit Tina Washington die schillerndste und der alte Indianer Jake die hilfreichste ist, weiß er doch ein Mittel gegen Burts Prostataprobleme.

Wenig rekordverdächtig ist die Gemächlichkeit, mit der hier einer unterwegs ist, der eigentlich keine Zeit mehr hat. Wie schnell, wie überhaupt aber Anthony Hopkins in dieses neuseeländische Genrestück geraten ist, mag der Herr der Reifen wissen. Gesprochen wird da von einem bisher wenig geforderten Talent für positive, stillere Charaktere. Abgesehen davon, daß sich da durchaus Filmbeispiele finden ließen: Mußte es denn gleich so still, so alterskauzig, so naiv, so handwerklich patent und einschläfernd solide werden? Muß man sich nach all den aufregenden Filmjahren wirklich an einen wehmütigen Sir Anthony, Baujahr 1937, auf einem antiken High-Speed-Sportgerät, Baujahr 1920 gewöhnen? Nicht, wenn es wirklich um die Jugend im Geiste geht!

[ Sylvia Görke ]