Österreich 2009, 105 min
FSK 12
Verleih: Kinowelt

Genre: Dokumentation

Stab:
Regie: Gerald Salmina
Drehbuch: Gerald Salmina
Produktion: Gerald Salmina

Kinostart: 18.11.10

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Mount St. Elias

Aufstieg in die weiße Hölle

Unser titelgebender Berg kann mit Zahlen protzen: 5489 Meter über dem Meeresspiegel ragt er auf und bietet Temperaturen bis zu 60°C minus. Ergo ein gefährlicher Brocken, für Axel Naglich dagegen bloß eine weitere Herausforderung. Die „Bergsteigerlegende“ hat sich zum Ziel gesetzt, mit ein paar Kollegen besagten Felsen zu erklimmen und dann per Ski wieder nach unten zu sausen – man gönnt sich ja sonst nix. Wie brisant das sein wird, erklärt dann auch gleich eine „Meteorologenlegende“, offensichtlich waren also ausschließlich Könner am Werk.

Da gelingt es ohne jeden Zweifel, spektakuläre Bilder dieser Unternehmung einzufangen, gerät schon mal der Zuschaueratem ins Stocken, wenn ein Skiläufer durch eine Lawine brettert, oder das Massiv in seiner ganzen trügerischen Schönheit erstrahlt. Allerdings scheitert die Dokumentation am Substanziellen hinter dem Schein, vorrangig bleibt eine wichtige Frage quasi unbeantwortet, nämlich: warum? Wieso nehmen Menschen ein solches Wagnis auf sich, von dem sie genau wissen, daß es mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit zu einem kalten, einsamen Grab in irgendeiner Felsspalte führen könnte?

Zur Erklärung wird neben dem üblichen „Lebenstraum“ einfach was gemurmelt von „Die Berge zeigen Dir immer, wer das Sagen hat“ sowie Vorteilen des Umstandes, auf sich allein gestellt zu sein. Klasse, kann man aber beides irgendwie einfacher haben, zum Beispiel in einer drittklassigen Beziehung (obwohl dort die schlechtere Hälfte im gleich noch behaupteten Gegensatz zum Berg wohl nicht „Besteige mich!“ krakeelt). Diese Erklärungen überzeugen demnach wenig, bleiben in Sachen Nachvollziehbarkeit weitaus zu flach und rechtfertigen auch nur selten einen Kinoeinsatz. Als Spannungskiller erweist sich zudem der nachträglich hinzugefügte Off-Kommentar, weil selbst Sätze wie „Das ist der Moment, vor dem ich mich gefürchtet habe ...“ ohne jede Betonung oder Emotion heruntergeleiert eben bloß Behauptungen bleiben.

Angesichts eines etwas unmotiviert in Parallelhandlung eingefädelten Berichtes über die tödlich verlaufende Mission eines anderen Trupps wird man schließlich kaum das Gefühl los, daß Naglich & Co. sich eigentlich nur selbst ein Heldenmonument als tapfere Männer setzen wollten. Doch wie bei vielen anderen Denkmälern bleibt dieses hier letztlich sozusagen umzäunt und mit einem „Bitte nicht berühren!“-Schild versehen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...