D 2002, 98 min
Verleih: Constantin

Genre: Liebe, Drama

Darsteller: Heike Makatsch, Benno Fürmann, Jürgen Vogel, Nina Hoss, Mehmet Kurtulus, Alexandra Maria Lara

Regie: Doris Dörrie

Kinostart: 19.09.02

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Nackt

Liebe Doris Dörrie,

ich hab die meisten Ihrer Filme gesehen, einige Bücher von Ihnen gelesen und schätze Sie als die intelligenteste, undeutscheste deutsche Filmemacherin. Was immer das ist, Sie ahnen was ich meine. Jetzt bin ich traurig, und ich will Ihnen nicht verheimlichen, warum. Ich glaube, Sie haben sich mit Ihrem neuen Film, der den Verleih zur dreisten Lügerei treibt, indem er ihn als Komödie ausgibt (Nein! Zu lachen gibt es diesmal nichts!), verraten. Eine Ihrer schätzenswertesten Qualitäten als Filmemacherin, liebe Doris Dörrie, war bisher die Schläue, Ihren Geist mit Witz, Esprit, Authentizität und Lebenserfahrung in den Dienst der Geschichte zu stellen.

Diesmal hat es Sie kalt erwischt, und Ihre Klugheit wird zum Aushängeschild, zur eitlen Etikette - will sagen: Sie stellen sich mit Ihrem - Sie mögen’s verzeihen - banalen Erkenn-ich-meinen-Partner-Klamauk über Ihr Publikum. Sie treten hervor und diskreditieren Ihre Zuschauer als des eigenständigen und sinnvollen Denkens unfähig. Sie zerren ein paar - zugebenermaßen bis auf wenige Ausnahmen sehr gut agierende - Schauspieler, die, sobald Ihr Name fällt, ohnehin alles stehen und liegen lassen, auf eine Bühne, legen Ihnen haarsträubend gestelzte Yuppie-Phrasen in die geschulten Münder, setzen ihnen Schutzbrillen auf, lassen sie einander begrabschen, und Sie zimmern die ohnehin schon peinliche Maskerade mit einem schmissigen Jazz derart vehement zu, daß selbst Woody Allen in seinem nächsten Film auf den Einsatz von musikalischer Stimmungsmache gänzlich verzichten würde. Natürlich heben die eitlen Gecken dann auch noch irre spontan zu einem Gesang an, daß es einen nur so schaudert. Ich weiß, das macht man im europäischen Film heute so. Aber doch bitte dann, wenn es auch irgendwie paßt, nicht wahr? Kurzum: ich bin enttäuscht, daß die hochverehrte Filmemacherin sich hinter den breiteren Schultern der pseudo-provokanten Schulmeisterin versteckt hat.

Liebe Doris Dörrie, nichts für ungut: vielleicht arbeiten Sie ja mehr in Zyklen? Denn ich entsinne mich, daß nach dem großartigen KEINER LIEBT MICH der eher schwermütig aufgeblasene BIN ICH SCHÖN? kam, dem dann allerdings der unschlagbare ERLEUCHTUNG GARANTIERT folgte. Deshalb, verehrte Doris Dörrie, freu ich mich besonders auf Ihren nächsten Film. Ihr

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.