D 2004, 110 min
Verleih: Constantin

Genre: Drama, Polit, Teenie

Darsteller: Max Riemelt, Tom Schilling, Devid Striesow

Regie: Dennis Gansel

Kinostart: 13.01.05

2 Bewertungen

Napola – Elite für den Führer

Boxen oder nicht Boxen

Zuschlagen ohne Mitleid für die NS-Karriere oder sich fürs gute Gewissen ausknocken lassen. Zunächst, im Sommer ’42, ist Held Friedrich begeistert dabei. Dank der großen Pläne des Führers mit seiner deutschen Jugend und sportlicher Begabung hat er die Chance, aus einer Arbeiterfamilie in die Elite des Dritten Reiches aufzusteigen: ein im doppelten Sinne blauäugiger, dazu blonder und durchtrainierter junger Mann, der in der nationalpolitischen Erziehungsanstalt (NAPOLA) Allenstein schnell zum "Vorzeige-Arier" wird. Für das Leben auf dem Schloß mit guten Kameraden, schmucker Uniform, Körperertüchtigung und Abitur, sowie die Aussicht, später dann als Gauleiter nach Chicago oder Kapstadt zu kommen, läuft er sogar von Zuhause weg. Um unsanft aus seinen Blütenträumen geweckt zu werden.

NAPOLA entstand als Spielfilmporträt jener weltfremden NS-Internate, deren zum Endsieg gedrillte Schüler in letzter Kriegsminute unrühmlich verheizt wurden. Doch bis zum Untergang wird die Geschichte hier nicht ausgewalzt. Ein halbes Jahr reicht aus, um das kleine intakte System in Friedrichs Augen brüchig werden zu lassen und die Frage, ob das Richtige im Falschen möglich, ob Menschlichkeit im braunen Zuchthaus bestehen kann, zu verneinen. Dabei wird Friedrichs Entwicklung geschickt an einer Reihe von Boxkämpfen verdeutlicht und mit einer Freundschaftsgeschichte verknüpft: sozusagen als Katalysator steht ihm der feingeistige Albrecht zur Seite, der den Mut aufbringt, seinem Vater, einem Gauleiter, die Stirn zu bieten.

Das Ergebnis ist ein spannender, atmosphärisch dichter Film, gut besetzt und gespielt, der leider dazu neigt, seine Botschaft hundertprozentig wasserdicht zu machen. Mehr Mut zu Schlichtheit und Verzicht auf melodramatische Ausschmückungen hätten ihn eher gestärkt als geschwächt. Dazu Albrecht als tragische Figur und die Stilisierung der jugendlichen Freundschaft bis zur Rührseligkeit - zack: und noch ein rechter Haken. So geht das vielversprechende Projekt in der letzten Runde fast noch k.o.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...