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Nichts geht mehr

Von Hündchen, die nicht beißen

Da entscheidet man sich also, mal ins Kino zu gehen. Und dann, vielleicht aus Neugier, vielleicht auch, weil man vom Hollywood-Fastfood gerade mal etwas übersättigt ist, für einen deutschen Film. Einen, in dem es um junge Leute geht, die nach Orientierung und Lebenssinn suchen und der sich, so wird das ja dann gern formuliert, mit der Gefühlswelt heutiger Jungmenschen auseinandersetzt. Und das wiederum gerne in einer Mischform aus, wie es so schön heißt, "frecher Komödie und sensibler Beziehungsgeschichte." Das zu sein nämlich, verspricht NICHTS GEHT MEHR.

Darin treten auf die Brüder Konstantin und August. Still und nachdenklich der Erste. Ganz doll wild der Zweite. Beide schwärzen des Nachts mit Farbe und Teleskopstäben die wichtigsten Straßenampeln Bochums. Ein Streich, dem erst das Verkehrschaos, dann das Leben im Untergrund folgt. Denn hinter der dämlichen Aktion vermuten offensichtlich noch dämlichere Medien und Staatsschützer einen terroristischen Akt. So düsen also Konstantin und August von Bochum nach Hannover und lernen dort alsbald eine WG kennen, in der auch alle so irgendwie Revolution cool und das System Scheiße finden. Und natürlich gibt es auch Liebe und auch ernste Töne, wenn dann der Konstantin nicht mehr so doll findet, was der August É na und so weiter.

Um es auf den Punkt zu bringen: NICHTS GEHT MEHR ist weniger frech und sensibel, als vielmehr brav und redlich. So, wie es der deutsche Film meistenteils ist. Man lebt eben in einem Land, in dem eher die Autoindustrie innovativ und phantasievoll arbeitet. Nun ist Regisseur Florian Mischa Böder ganz sicher nicht frei von Talent. Ordentlich apportiert er in seinem Langfilmdebüt, was er einst auf seiner Filmhochschule so alles beigebracht bekam. Nur eben, wie er die Figuren exponiert oder die Geschichte entwickelt, ist so durch und durch solide, daß man sich fast nach einem Fehler zu sehnen beginnt. Brutaler formuliert heißt das: NICHTS GEHT MEHR ist ziemlich langweilig.

Was wohl auch daran liegt, daß alle Figuren darin, in ihrer Mischung aus Naivität und Selbstgefälligkeit, ziemlich nerven. Sie sind nicht witzig, nicht hip, nicht eckig und kantig. Nicht abgeklärt und nicht romantisch. Sie sind Hündchen, die nicht beißen, sondern nur spielen wollen. In NICHTS GEHT MEHR dürfen sie es ausgiebig.

D 2008, 88 min
Verleih: alpha medienkontor

Genre: Komödie

Darsteller: Jörg Pohl, Nadja Bobyleva, Jean-Luc Bubert, Susanne Bormann, Oliver Bröcker

Regie: Florian Mischa Böder

Kinostart: 08.05.08

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.