• Vorführungen
• Meinungen

Nur für einen Tag

Und dann singen sie auch noch

Cannes kann Eröffnung! Cannes kann es filmisch sogar völlig unprätentiös. Mit dem französischen Eigengewächs NUR FÜR EINEN TAG, Amélie Bonnins Langfilmdebüt, kam das Festival in diesem Jahr ziemlich flott, nett, adrett und mit leichtem Gepäck in die drei Gänge, also mal wieder in die Küche, und dann wurde auch noch gesungen.

Cécile will mit ihrem Lebens- und Herdpartner den Schwung gewonnener TV-Kochduelle nutzen und in der Hauptstadt in schon zehn Tagen mit eigener Nobelcuisine durchstarten. Bis dahin aber geht es schnell noch mal heim zu den Eltern zum Auf- und Inspirationstanken. Zudem hatte der launige Vater eine Herzattacke, ein wenig Hilfe täte besonders Mutter gut, denn in der Provinz betreiben die Oldies noch ihr kleines bodenständiges Lokal. Allerdings, wie das eben auf der Leinwand so ist mit den Heimkehrern, einiges kommt anders als gedacht. Für Cécile steht zum Beispiel der viel zu schöne Angler Raphaël im See, der sich als Flamme von einst entpuppt, zunächst aber nur Teil der Jungsclique ist, die Cécile wohlwollend wieder integriert – für einen Tanz, ein Kaltgetränk, fürs Quatschen über alte Taten. Neu ist vor allem auch das untrügliche Zeichen einer Skala, daß in Céciles Bauch gerade mehr als das Bœuf Bourguignon von gestern ruht.

NUR FÜR EINEN TAG verliert in keiner seiner 98 (auch Sommerkino-)Minuten die Lockerheit, den hohen Sympathiegehalt und die Vitalität. Die homogen plazierten Gesangsnummern werden nicht groß ausgestellt, erreichen durch Hauptdarstellerin Juliette Armanet professionelle Qualität, während die Nebenbei-Sänger der Besetzung auch mal nur brummen dürfen. Cannes hat es durchgewunken.

[ Andreas Körner ]

Nur für einen Tag ab heute im Kino in Leipzig