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Omulaule heißt Schwarz

Doku über die "DDR-Kinder aus Namibia"

Es war eine Geschichte, die im Wirbel der Wende-Zeit etwas unterging: Plötzlich waren die 400 sogenannten "DDR-Kinder aus Namibia" verschwunden. Seit 1979 hatte die DDR die Flüchtlingskinder aus dem Kriegsgebiet Namibia aufgenommen, eine Aktion, die nicht nur rein humanitäre Züge trug, sondern auch eine ideologische Investition in die Zukunft sein sollte.

Als Elite von morgen, die ein freies Namibia unter Führung der kommunistischen SWAPO-Rebellen aufbauen sollte, wurden die kleinen Namibier hofiert und vom sozialistischen Abkömmling der deutschen Kolonialherren des einstigen Namibias als Revolutionäre großgezogen. Als 1990 die Unabhängigkeit Namibias und die deutsche Wende zeitlich fast zusammenfielen, war das Projekt gestorben. Die SWAPO verschwand mitsamt ihrem nationalen Führungsanspruch in der Versenkung. Plötzlich hatte niemand mehr Geld für die weitere Ausbildung der kleinen Revolutionäre - mit 16 bis 18 Jahren noch zu jung als neue Elite, aber alt genug für Kulturschock und Identitätskrise bei der überstürzten Rückkehr in die vergessene Heimat.

OMULAULE HEISST SCHWARZ erzählt spannend von der etwas anderen DDR-Kindheit als "SWAPO-Pionier" zwischen Stammestanz, Bonbonration und Geländemanöver, und begibt sich in Namibia und Deutschland auf Spurensuche nach der verlorenen Elite. Dabei finden sich junge Männer und Frauen, die ihre mehrfach gebrochenen Biographien sehr unterschiedlich verarbeitet haben.

Da ist Kauna, die ihre alte Familie ablehnte, in Namibia zu deutschen Pflegeeltern kam und jahrelang von Sekte zu Sekte wechselte. Daniel ist Pilot geworden und ist stolzer Namibier, Paul hat seine Banklehre in Windhoek nach versuchtem Scheckbetrug abbrechen müssen und will unbedingt zurück nach Deutschland. Doreen ist nach einer Touristik-Ausbildung in Salzburg nach Namibia zurückgekehrt, vor allem wegen ihrer kleinen Tochter, "sonst wird die auch so konfus". Die größte Stärke des Films ist, daß er seine Protagonisten nicht drängelt und ihnen Zeit für ihre Antworten läßt. Die brauchen sie auch. Nicht wegen der Sprache. Das Deutsch der "DDR-Kinder aus Namibia" ist noch immer perfekt. Es ist dieses merkwürdig zerrissene Leben, das die Antworten so schwierig macht.

D 2004, 66 min
FSK 0
Verleih: OmU Filmverleih

Genre: Dokumentation

Stab:
Regie: Beatrice Möller, Nicola Hens, Susanne Radelhof
Drehbuch: Beatrice Möller, Nicola Hens, Susanne Radelhof

Kinostart: 30.09.04

[ Christian Seichter ]