D 2006, 95 min
Verleih: Universum

Genre: Thriller, Psycho

Darsteller: Susan May Pratt, Richard Speight Jr., Niklaus Lange, Ali Hillis, Cameron Richardson, Eric Dane

Regie: Hans Horn

Kinostart: 10.08.06

Noch keine Bewertung

Open Water 2

Da waren’s nur noch fünf, vier, drei ...

Ein aquatischer Alptraum setzt sich fort, könnte man angesichts des Titels meinen. Das wäre jedoch falsch gedacht, denn der vorliegende Film hieß bis vor kurzem noch ADRIFT, weshalb die Umbenennung fatal nach marketingstrategischen Beweggründen duftet. Und tatsächlich hat es dieses Machwerk bitter nötig, zumindest auf den ersten Blick im Fahrwasser seines nominellen Vorgängers zu dümpeln, denn auf sich allein gestellt würde es gnadenlos untergehen.

Zunächst lernen wir über eine langweilige halbe Stunde hinweg unsere potentiellen Identifikationsfiguren kennen, vor allem "die unter einem Trauma leidende junge Mutter." Selbige mußte im Kindesalter zusehen, wie ihr Daddy ertrank, und bricht beim puren Anblick größerer Wassermengen in kalten Schweiß aus, läßt sich aber trotzdem vom "langweiligen Gatten" zu einem Törn überreden. Hinzu kommen vier weitere Freunde, darunter "die blöde Blondine" und "der coole Macker mit weichem Kern." Man säuft, schwadroniert und entpuppt sich als facettenlose Charaktere mit Luftblasen im Hirn.

Irgendwann sucht die Gruppe dann Badelust heim. Mutti möchte aus verständlichen Gründen an Deck bleiben, wird jedoch vom "dauergeilen Superhengst" gepackt und dem Meer zugeführt – Zeitlupe! Rückblenden! Als alle in der Brühe schwimmen und Mama eine Panikattacke kriegt, offenbart sich das Schreckliche: Niemand hat die Leiter ausgeklappt, der Rückweg auf die Yacht ist versperrt. Und da auch keine Hilfe naht ("Wo bleiben die Scheiß-Delphine?!"), treiben nun sechs Menschen im Ozean ...

Schade bloß, daß es den Zuschauer herzlich wenig interessiert, was den Unsympathen passiert. Man dankt Poseidon vielmehr schon fast für jeden Abgesoffenen, weil man zumindest dessen Geblubber, welches mit der Äußerung von Angst, Wut oder sonstigen Gefühlszuständen kaum etwas zu tun hat, nun nicht mehr ertragen muß. Auch mäßige Darsteller mit Gesichtern wie aus dem Versandhauskatalog und eine geschniegelte Werbeoptik erhöhen die Anteilnahme nur marginal. Spannung? Keine. Logiklöcher und irreale Zufälle? Viele.

Dennoch kann man den Verleih nicht der Lüge bezichtigen, wenn er "einen packenden Psycho-Thriller, der einem den Atem stocken läßt" verspricht. Denn schon nach 45 Minuten hat man tatsächlich einen richtig dicken Hals.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...