Originaltitel: L’OPÉRA

F/CH 2017, 110 min
FSK 0
Verleih: Kool

Genre: Dokumentation, Musik

Regie: Jean-Stéphane Bron

Kinostart: 28.12.17

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Oper. L’opéra de Paris

Ordentliche Darbietung, höflicher Applaus

Die Callas, Pavarottis Taschentuch, einfacher oder doppelter Dekolleté-Griff, rigoroses Regietheater versus traditionelle Werktreue, natürlich „Nessun dorma“, nicht zu vergessen die schöne Singschauspielerin Anna Netrebko und vielleicht – weil er sich ja mittlerweile durch jede dritte Spielshow kaspert – Rolando Villazón: So ungefähr sehen wohl die landläufigen Assoziationen mit „Oper“ aus. Vor den Kulissen sozusagen; was dahinter, konkret am Pariser Haus, geschieht, will jene Doku zeigen.

Zu diesem Zweck begegnet sie vordergründig protagonistisch Mischa, Star in spe, dann verschwindet der Herr zunächst wieder. Erscheinen des besonders muskulösen Stiers Easy Rider, welcher seine Pracht auf der Bühne zeigen soll, in „Moses und Aaron.“ Zwar weiß man ja um die Risiken der Arbeit mit Kindern und Tieren, zumal solch’ kräftigen, aber sei’s drum. Immerhin agiert unser Paarhufer gewerkschaftlich abgesichert. Parallel dazu gilt es, den Apparat zu verschlanken (bedeutet Kündigungen), gleichzeitig Streiks abzuwenden, angesichts des Bataclan-Anschlags ein kurzes Zeichen gegen Terrorismus zu setzen. Zeit ist halt Geld und selbiges stets knapp. Nach einer halben Stunde die Premiere inklusive einiger Impressionen, doch ungeachtet vierbeiniger Hilfe reißen weder Bühnenbild noch Inszenierung stark vom Hocker, und Zwölftonmusik fällt eh unter „Geschmackssache.“

Schwenk zum Ballett, Bryn Terfel setzt sich wirkungsvoll in Szene, verspricht Mischa Förderung, eine heftig schwitzende, gar „buchstäblich tropfende“ Sopranistin kommt zur Sprache, mißlungene Chorproben legen Nerven blank … Eigentlich okay, das herrschende kreative Durcheinander als hektischen Mikrokosmos, chaotischen Ameisenhaufen zu beobachten. Es fehlt indes an eingängigem Rhythmus, primär roten Fäden, woraus – oft hübsches – filmisches Stückwerk entsteht, eine thematische Sammelkiste, deren Unterhaltungswerk die Fallhöhe massiver Stimmungsschwankungen auslotet – mal Hochgenuß, mal eingeschlafener Fuß.

Man mag sich trotzdem gefahrlos und ergebnisoffen drauf einlassen, bestenfalls quasi als Vorglüher, um anschließend Birgit Nilssons von Anekdoten überquellende Memoiren zu lesen. Auch Edda Mosers Erinnerungen verdienen Aufmerksamkeit, ebenso die von Astrid Varnay. Denn die intelligenten und fundierten Erzählungen der legendären Damen sind zur Beispielnahme einladende, wirklich große Oper!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...